Füssener Heimatzeitung Nr. 186

137 Füssener Heimatzeitung Nr. 186 vom Februar 2020 ein Graben zu überqueren war. Und so wurde mehr und mehr die natürliche Schönheit des Buchen- berges zerstört. Objektiv könnte man sagen, es ist immer noch schön dort, aber nur, wenn man den ursprünglichen, paradiesischen Platz nicht kann- te. Die Gasse Ältere Buchinger erwähnten in ihren Erzählungen immer wieder „die Gasse“. Wo und was ist denn diese sogenannte „Gasse“? Das war ein alter Hohl- weg, der vom „Gstoag“ bis zum „Herdweg“ geführt hat. Er wurde zwar Jahrzehnte nicht mehr benutzt, aber dafür war es umso schöner, dort zu spielen. Generationen von Buchinger Kindern hatten dort ihren Abenteuerspielplatz mitten in einer vollkom- menen Natur. Der Weg war gesäumt von Büschen und Bäumen, wo es je nach Jahreszeit Vieles zu entdecken gab. Wilde Äpfel und Birnen, Haselnüsse, Hagebutten, Weißdorn, Schlehen, Unmengen an heimischen Vögeln und herrliche Blütenteppiche Fortsetzung von Seite 133  Hochblasse im Hintergrund (Personen unbekannt). Bild: Erwin Paintinger fand man den ganzen Hang hinunter. Die Schnee- schmelze hatte gerade eingesetzt, da erstreckte sich ein Meer an Märzenbechern, danach folgten Him- melsschlüssel und weiter ins Frühjahr hinein wech- selten die Farben zum tiefblauen Enzian zusammen mit den lila Mehlprimeln. Dann gab es noch die ganzen Sommerblumen, die von den Kühen genüss- lich gefressen wurden. Alles war begleitet vom fröh- lichen Glucksen und Plätschern der offenen Bächlein, die sich vom Berg her sammelten und mit ihrem klaren Wasser den Durst der spielenden Kinder stillten. Heute bietet sich ein völlig anderes Bild: die Hänge sind schön eingeebnet, von der Gasse keine Spur und glucksende Bächlein sind auch keine mehr zu hören oder zu sehen. Was sich dagegen um ein vielfaches vermehrt hat, sind die Parkflächen und natürlich die dazugehörenden Autos. So eine Geschichte können wahrscheinlich alle ehemals ein- samen Bergdörflein erzählen, denn alle erlagen dem Zeitgeist und sind jetzt etwas völlig Anderes, genau wie die Menschen und das Schifahren. ■

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