Füssener Heimatzeitung Nr. 185

3 Füssener Heimatzeitung Nr. 185 vom Januar 2020 / III Vater war es nicht einfach, denn Julius Desing brachte immer Ärger mit sich. Er war von klein auf ein Brillenträger und dadurch ein teu- res Kind, denn ständig brauchte Julius eine neue Brille. Einmal hatte ein Lehrer dem kleinen Ju- lius eine Watschen gegeben, da- bei flog seine Brille im hohen Bogen durch das Klassenzimmer „und das Glas war hi”. Da musste der Lehrer die Brille bezahlen. In der Schule gab es daraufhin das geflügelte Wort „Desing nimm die Brille ab!” Wenn der Sani- tätswagen wieder einmal vor dem Elternhaus vorfuhr, schlug Anni Desing die Hände über dem Kopf zusammen, denn für sie war klar, dass Julius Desing mal wieder verletzt im Sanitätswagen saß. Einmal war er sogar unter ein Auto gekommen und hatte der Familie damit einen großen Schre- cken eingejagt. Er war schon im- mer ein Draufgänger. Eine schwierige Beziehung zu seinem Vater Sein Vater war noch vom alten Schlag und der kleine Julius wurde von ihmmit Prügelstrafe und lau- ter Stimme erzogen. Die beiden hatten verständlicherweise eine schwierige Beziehung und doch hatte der Sohn großen Respekt vor seinem Vater. Das spürt man auch heute noch, wenn er mit seinen einundneunzig Jahren über ihn spricht. Da ist kein Groll oder gar Hass, sondern Respekt und Achtung. An einem sonnigen Tag kam Julius Desing von der Schule nach Hause und erkundigte sich bei seinem Vater, was denn „Bu- sen” sind. Der Vater fand diese Frage so unverschämt, „da habe ich gleich eine gefangen”, meinte Julius Desing schmunzelnd. Diese Ohrfeige hat er sein ganzes Leben  Seinen starken Willen und die Lebensenergie erbte Julius Desing von seinem Großvater, der auch Julius Desing hieß. Bild: Julius Desing nicht vergessen. In der Schule lernte er „Sütterlin” in der 6. Klas- se, worauf er heute sehr stolz ist, da er diese alte Schrift schon sehr oft in seinemLeben brauchen konnte. So konnte er später pro- blemlos die Schwangauer Left- Chronik lesen. Seine Freundschaft zu den Heydrich-Buben Mit neun Jahren ist Julius Desing mit seiner Familie nach Prag ge- zogen. Dort kam er zwangsweise zur Hitlerjugend, was damals ab zehn Jahren Pflicht war. Sein Fortsetzung auf Seite 4

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