Füssener Heimatzeitung Nr. 183

72 Füssener Heimatzeitung Nr. 183 vom Januar 2020 / I Der Zaunkönig Die altgermanische Bezeichnung „wrendo“ für den Zaunkönig, die so viel wie „Winterkönig“ bedeutet, geht auf den lebhaften Gesang im Winter zurück. Später wurde diese Bezeichnung durch das altdeutsche Wort „Schneekönig“ verdrängt, die sich allerdings bis heute gehalten hat. Daher stammt übrigens auch die Redewendung „sich freuen wie ein Schneekönig“. Je nach Region wird der Zaunkönig auch Backöfelchen, Mäusekönig, Meisenkönig, Schupkönig, Tannkönig, Zaunsänger oder Zaunschnerz genannt. Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst Serie: Mythologie der einheimischen Vögel Der König bin ich! Interessant ist, dass schon bei Aristoteles in der Antike der Zaun- könig als Basileus = König oder Basiliskos = Königlein benannt wird. Eine weitere Besonderheit ist, dass das Zaunkönig-Männ- chen mehrere Nester baut, die er verschiedenen Weibchen vor- führt und durch viele Frauen ver- sucht, seine Nachkommenschaft zu vermehren. Die Märchen er- klären seinen Namen weniger mit seiner griechischen Wortbe- deutung, sondern vielmehr mit der Klugheit des Zaunkönigs. Es heißt, dass der Zaunkönig schon so viele Tiere ausgetrickst habe, dass er Angst um sich haben muss. Aus diesem Grund lässt er sich nur noch selten blicken, hüpft nur noch unter, in und über den Zäunen herum, während er ganz keck immer wieder ruft „Kö- nig bün ick!“ und dann ganz schnell wieder verschwindet. Der vermeintliche Königstitel des Zaunkönigs geht auf eine Fabel nach Äsop zurück. Dort wollten die Vögel eines Tages einen König wählen und veranstalteten einen Wettflug. „Wer amhöchsten fliegt, der soll unser König sein“ be- schlossen die Vögel. Alle gaben ihr Bestes, aber am höchsten flog eindeutig der Adler. Doch noch während der Adler in der Luft war, hüpfte plötzlich der Zaunkönig aus dessen Gefieder hervor, flog über den Adler und rief: „Ich bin der König!“. Seitdem gilt der Zaunkönig als Vogelkönig  Zaunkönig auf einem Zaun. Bild: Pixabay

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