Füssener Heimatzeitung Nr. 182

98 Füssener Heimatzeitung Nr. 182 vom Dezember 2019 In der weihnachtlichen Küche Heutzutage ist ein Apfel für viele Menschen etwas viel zu alltägli- ches, um an Weihnachten noch groß Beachtung zu erfahren. Und selbst im Alltag, wollen wir wirk- lich einen Apfel, wenn wir auch eine Ananas oder eine Mango haben können? Äpfel werden zwar in großen Mengen verzehrt, doch sie sind einfach etwas ganz Selbstverständliches. Wenn es um Festliches und Besonderes geht, denkt man kaum noch an sie. Doch geht es nicht an Weih- nachten auch genau darum, zu danken und uns an all dem zu erfreuen, was die Erde uns täglich von ihrem Reichtum schenkt? Zu danken für das, was uns nährt, uns gesund hält und vielleicht sogar in unserem eigenen Garten wächst? „Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern, essen fromme Kin- der gern …” Diese Zeile aus dem Gedicht „Knecht Ruprecht” von Theodor Storm kennt wohl jeder. Auch früher gab es schon süßes Backwerk zu Weihnachten, doch war das Angebot wesentlich ein- facher und natürlicher als heute. Äpfel waren ein wesentlicher Be- standteil der weihnachtlichen Na- schereien. Nicht nur roh wurden sie gegessen, auch als Bratapfel, in Gebäck oder auch als Zutat verschiedener herzhafter Gerichte waren sie sehr beliebt und nicht wegzudenken aus der weihnacht- lichen Küche. Die Stadt der Äpfel Die botanische Bezeichnung ist „Malus sylvestris“ für den Wild- apfel und „Malus domestica“ für die Kultursorten. Bei uns gab es lange nur die wilden Holzäpfel, die recht sauer und holzig schme- cken. Ursprünglich kommt der Apfel aus Kasachstan. Die Stadt Alma-Ata, heute Almaty, ist die Stadt der Äpfel. Sie ist bekannt für ihre natürlichen Apfelbaum- gärten. Die Römer erlernten die Veredelung durch das Pfropfen und brachten diese Technik nach Germanien. Heute gibt es etwa 25.000 Apfelsorten auf der Welt und sie bestimmen den größten Teil der weltweiten Obsternte überhaupt. „An apple a day … … keeps the doctor away”. Dieses altbekannte Sprichwort trägt viel Der Apfel - ein Sinnbild des Weihnachtsfestes Lebkuchen, Nüsse, Zuckerwerk und Äpfel, liebevoll angerichtet auf bunten Tellern, zusammen mit Tannenzweigen und Kerzen auf dem festlichen Tisch be- reitgestellt. Dieses Bild versetzt uns sofort in weihnachtliche Stimmung, eine heimelige, gemütliche, warme Stimmung. Der Apfel erinnert, im Gegensatz zu all den in Plastik verpackten Schokoladenfiguren und ähnlichem, an ein ur- sprünglicheres Weihnachten. Ein Weihnachten, als es hier noch keine Orangen gab, als auch einfache Geschenke noch etwas wirklich Besonderes waren, als Oma und Opa noch mit im Haus lebten und die ganze Familie in dieser Zeit voller Freude die Stuben putzte, der Duft von Plätzchen die Häuser erfüllte und der Schein der Kerzen das einzige war, was die kalten Winternächte erleuchtete. Als es noch keinen Coca-Cola Weihnachtsmann gab, sondern das Christkind die Gaben brachte und es für einen jeden eine Zeit der Besinnlichkeit und ein Fest der Liebe war, erfüllt mit einer tiefen, aber freudigen Ernsthaftigkeit. Ein Bericht von Margaretha Ritter Serie: Pflanzen Fortsetzung auf Seite 100

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