Füssener Heimatzeitung Nr. 182

93 Füssener Heimatzeitung Nr. 182 vom Dezember 2019 lein so viel in Ehren geschätzt, daß er diesen Schatz um hundert Gulden nicht entlaßen hätte. Stellet es zu gewissen Zeiten, also zu Weihnachten und an dem neuen Jahr und an demNamen-Jesu-Feste in der schöns- ten Galla in die Stuben und laßet es den unschuldigen Kindern zur Freude sehen, die alle eine Freude damit haben und jeder rechtschaffene Bürger, der wenigstens nicht gedenket, selbes sich zuzueignen, wird alsdann sagen, bei dieser Freundschaft solle es sein und bei dieser Familie solle es auch verbleiben. Soviel zu Eurer Belehrung und Eurer Verantwortung nach meinemTode.” Umzug in die Spitalkirche Am 25. März 1805 ist dieses Christkindlein an Maria Verkündigung in die Spitalkirche übersetzt worden und laut Bürgermeister Schmiedt haben die ledigen Gesellen einen schönen Kasten dazu machen lassen, sodass es fortan von der Bürgerschaft stark besucht und verehrt werden konnte. Ähnliche Bräuche in anderen Gegenden In Peiting tragen Ministranten in den Weihnachtstagen bis Heilig Dreikönig ein Wachs-Christkind von Haus zu Haus. Sie nennen es „s’Christkindlwiaga”, in älterer Zeit auch „Christkindltragen”. In der jeweiligen Stube wird dann das Christkind in der Wiege auf den Tisch gestellt und das jüngste Kind im Haus darf die Wiege mit dem kleinen Jesulein schaukeln. Dieser Brauch soll in Salzburg schon im 10. Jahrhundert ausgeübt worden sein. Auch in Bad Honnef lebt der Brauch wieder auf und hat einen ganz besonderen Ausdruck gefunden. Am 1. Dezember macht sich das Christkind auf Her- bergssuche. Es wird von Haus zu Haus getragen und darf jede Nacht bei einer anderen Familie aufgenommen und liebevoll umsorgt werden. Gerade für die Kinder ist das ein ganz besonderes Erleben. Das Schöne an diesem uralten Brauch war die Liebe, mit der man das Christkind bedacht und geehrt hat. Ein Brauch, der es durchaus wert wäre, wiederbelebt zu werden in unserer ansonsten so brauchtumsarmen Welt. Christkindlein kommt zu arm und reich, die Guten sind ihm alle gleich. Danket ihm denn und grüßt es fein, auch euch beglückte Christkindlein! (Peter Cornelius) ■ Fortsetzung von Seite 91 Bild: 1 https://www.stadt-fuessen.de/fileadmin/_migrated/pics/ 2_Reichenstrasse_29_31__Krippkirche_um_1920.JPG

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