Füssener Heimatzeitung Nr. 182

68 Füssener Heimatzeitung Nr. 182 vom Dezember 2019 lige inkorporiert wurde oder in einer Heiligen aufging. Die Heilige Barbara ist die christianisierte Form einer viel älteren, heidni- schen Gestalt. Sie geht zurück auf Borbeth (heute noch ist die Kurzform für Barbara ‘Babeth’), eine der drei Bethen, im Allgäu auch die drei Heiligen Madl’n ge- nannt: Ambeth, Wilbeth und Bor- beth. Diese drei Bethen sind eine Göttinnen-Trinität und die Ver- körperungen der Muttergöttin in alter Zeit, wobei Borbeth für die dunkle Zeit steht, die sowohl Le- ben gebären als auch den Tod bringen kann und für alle trans- formatorischen Prozesse steht. Die Bethen unterstehen der Göttin Percht, deren hohe Zeit der Winter ist, weswegen sie oft auch „Perch- ten“ genannt werden. In den al- penländischen Kirchen sind diese drei Bethen, wie schon gesagt, die drei Heiligen Madl’n, Katha- rina mit dem Rad, Barbara mit dem Turm und Margarethe mit dem Wurm. Im Gefolge der Percht Solche Treiben, die auch Perch- tentreiben genannt werden, wa- ren in ihrem ursprünglichen Kern eine magische Verwandlung der Einzelnen zu einemTeil der Göttin Percht. Das Gefolge der Percht ist ein großes, gemeinsames, nu- minoses Wesen voller mächtiger Geister. Die Percht repräsentierte in alten Zeiten den dunklen As- pekt der Muttergöttin. Ihre Zeit ist der Winter. Sie war eine mäch- tige Göttin, die die existentiellsten Themen im Leben eines Men- schen begleitete. Tod, Wiederge- burt und Verwandlung verbindet man mit ihr. Barbara und Borbeth sind somit, als Repräsentanten der Percht, Namen und Synonyme für die dunkle Göttin, die dunkle  Wesenheiten aus einer anderen Welt. Bild: Füssener Heimatzeitung Fortsetzung von Seite 64

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