Füssener Heimatzeitung Nr. 182

45 Füssener Heimatzeitung Nr. 182 vom Dezember 2019 Sie kommen aus dem Reich der Percht In keiner Zeit im Jahr werden in den Alpen so viele Bräuche ge- pflegt wie im Dezember. Die Dun- kelheit, die Angst und das Unge- wisse haben das ihre dazu bei- getragen. Die Wintersonnwende mit der längsten Nacht fällt in diesen Monat, Nikolaus, Bärbe- letreiben, Advent und Weihnach- ten. All diese Feierlichkeiten brin- gen Wärme und Licht in diese dunkle Jahreszeit, wie wenn sie sie dadurch ein Stück weit fern- halten können. Jedes Jahr, am Abend des 05. Dezember, erwacht in Füssen die alte Tradition des Kloasatreibens wieder zum Leben. Aus der Dunkelheit kommen sie und in die Dunkelheit kehren sie wieder zurück. Sie gehören dem Reich der Frau Percht an, sind wilde Gesellen aus ihremGefolge. Frau Percht, eine alpenländische Göttin, repräsentiert den dunklen Aspekt der Muttergöttin. Tod, Wiedergeburt und Verwandlung unterstehen ihr. Ihr entspricht in Mitteldeutschland die Frau Holle. Frau Percht und Frau Holle können beide in unterschiedlichen Rollen auftreten: als eine freundliche Lichtgestalt und als eine unheim- liche Schreckgestalt. Der Name Percht kommt von althochdeutsch „peraht”, das hell, glänzend und strahlend bedeutet. Auch Pracht und prächtig haben ihren Ur- sprung in diesem Wort. Frau Percht wird durch ihren Namen alleine also als beeindruckende, furchteinflößende und mächtige Gestalt dargestellt und erlebt. Es gibt Orte, wie Kirchseeon, in de- nen in der Mitte des Treibens eine Perchtengestalt mitläuft, die zwei Masken trägt, eine strahlend schöne und eine beängstigend schiache. Uraltes Volksgut Wenn man alte Volksbräuche er- forscht, um deren Hintergründe zu erschließen, ist es immer in- teressant, wie die Dinge entstan- den sind, wie sich Bräuche ent- wickelt und verändert haben, und dabei tun sich Zusammenhänge  Wer traut sich da noch auf die Lechbrücke? Bild: Füssener Heimatzeitung Fortsetzung auf Seite 49

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