Füssener Heimatzeitung Nr. 182

41 Füssener Heimatzeitung Nr. 182 vom Dezember 2019 Sendemast statt Galgen Hierbei handelt es sich um den Horner Galgen, welcher auf dem Horner Galgenbichl oder auch Horner Galgenbühl genannt, ge- standen ist. Der Horner Galgen stand am Anfang der König-Lud- wig-Brücke auf der Seite, wo die Füssener Straße rechts nach Schwangau und links über die Brücke nach Füssen führt. Der Galgen könnte sich etwa an der Stelle befunden haben, an der sich heute ein großer Sendemast in den Himmel streckt. Große Veränderung Man darf sich diesen Ort in der Vergangenheit jedoch nicht so vorstellen, wie er heute aussieht. Früher gab es weder die König- Ludwig-Brücke noch den Park- platz mit dem Gedenkstein, auf welchem die Fauna der ursprüng- lichen Lechauen abgebildet ist. Früher floss der Lech noch bis direkt an die Felswand heran, an deren Spitze sich der Galgen be- fand. Der Ort Horn wurde ge- schichtlich erstmals 1100 als Hor- ne erwähnt. Da es Galgen in Mit- teleuropa schon seit Mitte des 8. Jahrhunderts gibt, kann man davon ausgehen, dass der Horner Galgen auch schon zu dieser Zeit aufgestellt war. Größtmögliche Abschreckung Wie kommt es nun, dass im Um- land von Füssen gleich zwei Gal- gen standen? Grund dafür war, dass die Schwangauer, zu denen der Horner Galgen gehörte, ihr eigenes Gericht, unabhängig von Füssen hatten. Galgen wurden in früherer Zeit gerne an viel be- fahrenen Straßen aufgestellt, da- mit sie möglichst vielen Men- schen als Abschreckung dienten. Bei der Straße von Füssen nach Schwangau, am Horner Galgen vorbei war das der Fall. Da der Galgen dort auch noch erhöht auf einem kleinen Berg stand, eignete sich dieser Platz optimal als Standort für einen Galgen, auch wenn er damit näher an Füssen als an Schwangau gelegen war. Ende der Selbstbestimmung Erst am 14. August 1803 verlor die kleine Gemeinde Schwangau das Privileg der eigenen Gerichts- barkeit. Sehr zum Unmut der Schwangauer Bürger wurden sie dann dem zu Fuß neun Stunden entfernten Landgericht in Schon- gau unterstellt. Und das, obwohl das Füssener Gericht nur eine Stunde entfernt gewesen wäre. Die Bayerischen Beamten, welche die Eingliederung Schwangaus nach Schongau beschlossen hat- ten, scherten sich nicht um Prak- tikabilität für die Schwangauer. Erst am 01. Oktober 1865 wurde, Fortsetzung auf Seite 42  Diesen Parkplatz gab es zur Zeit des Horner Galgens noch nicht. Die Fluten des Lechs reichten bis an die Felswand heran. Bild: Füssener Heimatzeitung

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