Füssener Heimatzeitung Nr. 182

191 Füssener Heimatzeitung Nr. 182 vom Dezember 2019 Glückliche Augen Der Nikolaustag gehört wohl zu den schönsten Tagen eines jeden Kindes. Schon Tage vor dem 6. Dezember breiteten sich in der Kinderseele gemischte Gefühle aus. Die Angst vor einem mögli- chen Rutenhieb oder doch die Vorfreude auf die Gaben desMan- nes mit dem Rauschebart. Früher beschränkte sich der Kloas im Allgäu nicht nur auf einen Tag, schon die Tage vor dem Niko- laustag kündigte sich der beson- dere Besucher immer wieder an. Wer hat da im Heu gelegen So berichtet Karl Reiser in seinem Buch „Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus”, dass in vielen Regionen des Allgäus, besonders im westlichen, der Kloas sich schon einige Tage vor- her anmeldet, indem er einige Nüsse und Äpfel durch die Tür oder das Fenster ins Haus he- reinwirft. Auch macht er auf seine Anwesenheit aufmerksam, indem er um Haus und Hof herum ein- zelne Spielsachen verliert, die ihm anscheinend beim Vorüber- gehen aus dem Sack gefallen sind. Nicht selten fanden die Kin- der auch eine „Duele” (Delle) im Heu, in der Tenne und daneben lagen einige Nüsse und Äpfel. Dass der Kloas hier geschlafen hatte, daran gab es keinen Zwei- fel. Der böse Rumpelkloas Im ganzen Allgäu gab es im Ge- gensatz zum „Guten Kloas” auch den „bösen Kloas” oder „Rum- pelkloas” genannt. Dieser trieb am Kloasa-Abend sein wildes Wesen, versetzte die Rinder in Angst und Schrecken. Manche Burschen und Männer, die die Aufgabe des bösen Kloas über- nahmen, hüllten sich zu diesem Zwecke in alte Kuhhäute, die noch die Hörner dran hatten. Sie behängten sich mit Schellen, Glo- cken und rasselnden Ketten und versahen sich mit allem sonsti- gen, was lärmte. So trieben sie ihr Unwesen rund um das Haus und die Kinder waren voller Angst und Respekt vor dem wilden We- sen vor ihrer Tür. Man hoffte nur, dass einem die kleinen Sünden  Nüsse, Äpfel und Gebäck machten die Kinder früher glücklich und zufrieden. Bild: pixabay Fortsetzung auf Seite 193

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