Füssener Heimatzeitung Nr. 181

32 Füssener Heimatzeitung Nr. 181 vom November 2019 Die Füssener Feldkirche St. Ulrich und Afra Die Feldkirche liegt ein ganzes Stück außerhalb von Füssen an der Augsburger Straße Richtung Rieden. Gerade wenn wir ins Mittelalter zurückgehen, dann war das Augsburger Tor, welches um 1313 errichtet wurde und das am Ende der Reichenstraße beim jetzigen Hotel Sonne stand, der Abschluss der Stadt Füssen. Links und rechts des Tores verlief die Stadtmauer. Bis man also vom Augsburger Tor bei der Feldkirche war, hatte man schon ein Stück Weg zurück- zulegen. Ein Bericht von Uta Creutznacher Serie: Füssener Kirchen Eine Kirche auf dem freien Feld Warum baut man eine Kirche so weit außerhalb der Stadt? Erst einmal fällt der Name „Feldkirche“ auf. Man könnte sofort vermuten, dass diese Kirche auf den Feldern außerhalb der Stadt gebaut wurde und daher ihren Namen hat. Geht man aber der Bedeutung des Wortes „Feld“ nach, so stellt man fest, dass man den Begriff des Feldes früher im Mittelalter nicht in dem Sinne benutzt hat, wie wir Feld heute verstehen. Für uns ist ein Feld ein Stück Land, ein Acker mit begrenzter Größe. Früher ver- stand man unter Feld so viel, wie in dem Ausdruck „auf dem freien Feld“ vermittelt wird. Eine große zusammenhängende, ebene Fläche wurde als Feld bezeichnet, bestehend aus vielen Äckern, aber der Begriff Feld ging über die einzelne Fläche eines Ackers hinaus. Auf dem Feld vor den Stadttoren konnte man sich treffen. Auf dem freien Feld gab es vor den Toren der Stadt oder Gemeinde eine Stätte, wo Versammlungen stattfinden konnten, wo Verträge geschlossen wurden, wo auch Recht gesprochen wurde. Diese Orte wurden auch Thing- stätten genannt, hier wurde beraten und beschlos- sen. Das Tegrinvelt In Urkunden des Klosters St. Mang aus dem Jahr 1200 ist überliefert, dass genau auf dem besagten Feld der Gerichtsort gewesen war, der Tegrinvelt genannt worden war. Tegrin bedeutet ein Ort, wo Entscheidungen getroffen werden und velt steht für Feld. Im Kloster St. Mang wurde das Tegrinvelt deshalb vermerkt, weil das Kloster jährlich einen Anspruch auf zwei Fuder Heu von eben diesem Feld hatte. Der Platz lag bezeichnenderweise un- terhalb des Galgenbichels, auf dem etwaige Ge- setzesbrecher ehemals hingerichtet wurden, worauf der Name deutlich hinweist. Die militärische Bedeutung von Feld Auf dem freien Feld konnten sich darüber hinaus zu Kriegszeiten die Soldaten aus der Stadt und dem Umland versammeln. In einer kleinen Stadt gab es in den engen Straßen und auf den von Häusern umschlossenen Plätzen gar nicht den Raum, ein Heer zu versammeln mit allem, was dazu gehörte, mit Pferden, mit Wägen und Aus- rüstung. Das musste schon außerhalb der Stadt- Eine Kirche, die sogar schon als Heustadl zweckentfremdet wurde

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