Füssener Heimatzeitung Nr. 181

162 Füssener Heimatzeitung Nr. 181 vom November 2019 Wie die Familie Lochbihler auf einen Schlag ihr Hab und Gut verlor Ruhig liegt er da, der uns nun schon so bekannte Forggensee. Beim Anblick des blauen Wassers ahnt kein Mensch, dass am Grunde des Sees einmal eine andere Welt existierte. Eine Welt, die schon langsam in Vergessenheit gerät. Günter Lochbihler erinnert sich an seine versunkene Heimat. Blühende Wiesen voll Almrausch, Wälder und Felder und der freie Blick auf den Säuling. So wuchs er im heimischen Bauernhof in Ehrwang auf. Der Bauernhof der Familie Lochbihler, in dem später noch das Café Waldruh im Haus betrieben wurde, war ein Ort der Idylle und Schönheit. Weit und breit war nichts, außer Wiesen und Wäldern um den Hof herum. Und für die drei Kinder, die auf diesem Hof aufwuchsen, war es das reinste Paradies. Dieser besondere Fleck Natur musste nun dem Forggensee weichen. Die Heimat der Lochbihlers wurde zerstört und versank im aufgestauten Wasser des Lechs. Nur im Winter, wenn der See leer ist, kann Günter Lochbihler noch an den Ort seiner Kindheit zurückkehren, die Augen schließen und die Bilder seiner Kindheit vor sich erscheinen lassen. Ein Bericht von Tulie Wintergerst Serie: Forggensee Das Café Waldruh Engelbert Lochbihler, Günters Va- ter, war ein Mann der Tat. Von seinem Vater, der in Osterreinen lebte, bekam er im Jahre 1927 100 Tagwerk Land (drei Tagwerk sind ein Hektar) vererbt, um sich dort seine Zukunft aufbauen zu können. Als tatkräftiger Mann baute er in Ehrwang seinen Bau- ernhof, kaufte sich Vieh und ar- beitete fleißig und stetig am Auf- bau seiner neuen Heimat. Für seinen Hof hatte er sich einen besonders schönen Platz seines Grundstücks ausgesucht. Umringt von Wiesen und Wäldern stand sein Haus alleine in der wunder- schönen Natur. Die anderen Höfe der Ortschaft Ehrwang, die von Osterreinen bis zur Achmühle reichten, waren alle ein Stückchen weiter weg. Unter ihnen war die Hammerschmiede der Familie Wagner, zwei Silberfuchs-Farmen, wo Füchse für die Gewinnung von Pelzen gezüchtet wurden und die Höfe der Familien Keller und Hölzle. In den 1930er Jahren ent- schlossen sich Engelbert Loch- bihler und seine Frau Rosa, in ihrem Hof noch eine kleine Gast- wirtschaft zu betreiben. Das Café Waldruh öffnete seine Tore und wurde recht schnell zumbeliebten Ausflugsziel für das Füssener Um- Die versunkene Heimat

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