Füssener Heimatzeitung Nr. 180

73 Füssener Heimatzeitung Nr. 180 vom Oktober 2019 schwanstoaner, Richard Hart- mann, der zudem ein leiden- schaftlicher Vorantreiber dieses Projekts war. Es stellt, laut ihm, ein Zeitfenster dar zur Bieder- meier-Epoche, ein edles Gewand, das nur an hohen Feiertagen wie Fronleichnam, Wallfahrten zur Wieskirche oder zum Patrozinium des Heiligen Magnus getragen wird. Die Tracht wurde, vor allem von den Vereinsmitgliedern, in mühevoller Arbeit geschneidert. Warum eine „neue” Tracht? Seit über 100 Jahren tragen die Füssener eine Tracht, die ober- bayerische Wurzeln hat. Wieso? Gründungsmitglieder der Füsse- ner Trachtler (1900) waren ober- bayerische Arbeiter, die 1898 in die Hanfwerke zum Arbeiten ka- men. Als Vereinstracht wurde ihre oberbayerische Gebirgstracht übernommen. Richard Hartmann, Schriftführer und 1. Sprecher des Trachtenvereins D’Neuschwans- toaner, war aus diesem Grund schon seit zwanzig Jahren auf der Suche nach einem originalen, historischen Füssener Gewand, das ursprünglich in Füssen ge- tragen wurde. „Bereits vor hun- dert Jahren gab es Bestrebungen, neben der ländlich geprägten All- gäuer Gebirgstracht, eine typische Bürgertracht zu gestalten. Große Hilfestellung erfuhr ich durch Frau Hoede und ihren oberbayerischen Kollegen Alexander Wandinger.” Und dann, wie durch einen wun- dersamen Zufall, wurde er im Stadtcafé in Füssen fündig. Dort befinden sich drei Originalgemäl- de aus dieser Zeit. Aber auch das Museum der Stadt Füssen verfügt über besondere Original- gemälde und Zeichnungen. „So waren wir in der Lage, aus diesen Vorlagen Schnitte und Modelle zu gestalten, die historisch wei- testgehend authentisch, dabei aber zeitgemäß und tragbar für unseren heutigen Gebrauch sind.“ (Richard Hartmann) Und nun tragen sie an hohen Feierta- gen ihre blaue Tracht, aber auch die historische Tracht. Bereits 25 Frauen und Männer haben eine solche Tracht, die zudem sehr kostspielig ist. Warum überhaupt eine Tracht? Die historische Tracht ist authen- tischer Teil der kulturellen Über- lieferung eines Ortes bzw. einer Region, die zur kulturellen Brauch- tumspflege getragen wird. Das ist auch der Grund dafür, warum sich durch das Tragen der histo-  Das Fiassar Gwand hebt das Edle und Schöne der Frauen besonders hervor. Hier in der Kirchenbank der Basilika St. Mang: v. l. n. r. Theresa Neumann, Nicole Kirchner. Bild: Thomas Rimili Fortsetzung auf Seite 74

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