Füssener Heimatzeitung Nr. 180

175 Füssener Heimatzeitung Nr. 180 vom Oktober 2019 Auflösung Serie: Heimaträtsel Auflösung des Heimaträtsels aus der September-Ausgabe der Füssener Heimatzeitung, Nr. 179, Ein Denkmal für ein Wildschwein? Die verlorenen Lechauen Nein, um ein Denkmal allein für ein Wildschwein handelt es sich hier nicht, vielmehr soll auf den vier Seiten des mit einer eckigen Säule gekrönten Steinmonuments an die durch den Bau des AÜW- Kraftwerks und des Forggensees weitgehend zer- störte Fauna und Flora der ehemaligen Lechauen erinnert werden. Wir finden unser Wildschwein, Bären, verschiedene Vögel und allerlei Getier, sogar zwei leibhaftige Drachen (wohl aus dem Tie- fental), wenn man stadtauswärts Richtung Schwangau fährt, linker Hand unmittelbar nach der Kö- nig-Ludwig-Brücke neben dem dortigen Parkplatz vor dem Kraft- werk. Jahrelang war das Denkmal weitgehend versteckt hinter Bäu- men und Gebüsch, so dass kaum Notiz von ihm genommen wurde. Nachdem man vor einigen Jahren dort ausgeholzt hat, ist es nun auch von der Straße aus wieder gut sichtbar. Ein Alibi-Denkmal Es mutet schon etwas seltsam an, wenn man bei einem Bauwerk dessen gedenkt, was durch den Bau zerstört wurde. Das Kraftwerk Horn des Allgäuer Überlandwerks wurde in den Jahren 1951/52 er- baut, der Forggensee 1954 fertig- gestellt. Diese massiven Eingriffe in die weitgehend unberührte Na- tur der Lechauen und die umlie- gende Kulturlandschaft führten zu unwiederbringlichen Verlusten in der dortigen Fauna und Flora - die Lebensräume von Wild- schwein, Bär, Fischotter, Eule etc. sind dauerhaft verloren. Auch Dra- Bilder: Füssener Heimatzeitung chen dürften sich im Bewusstsein der Menschen kaum mehr in unsere technisierte Gegenwart verirren - wer ist noch in der Lage, nachzufühlen, welch mächtige Mythologie hinter einem Drachen verborgen liegt? Übriggeblieben ist ein kaltes Stein- monument, das einen traurig stimmt ob der Bru- talität, mit der der Mensch im Dienste eines ver- meintlichen Fortschritts zerstörerisch in die Natur eingreift. Ist uns bewusst, was wir da im Dienste einer scheinbar zwingend notwendigen Stromver- sorgung geopfert haben? War es das wirklich wert? Wenn das Denkmal, das wir wohl der Verpflichtung der Kraftwerk-Bauherren zu ver- danken haben, einen mini- malen Prozentsatz (meist ca. ein Prozent) der Bausumme für „Kunst am Bau“ aufzu- bringen, wenigstens ein paar Betrachter zu derlei Gedan- ken anregt, dann erfüllt es zumindest noch den Zweck, das Bewusstsein für die Pro- blematik Technik contra Na- tur zu schärfen - auch wenn es die Wildschweine in den Lechauen nicht mehr zurück- bringen kann, ... Erfahrung nach dem Tod von Jesus die Kraft, fortan standhaft für seinen Glauben einzutreten. Vielleicht kann uns ein Wetterhahn auch heute noch daran erinnern, dass wir uns nicht ständig nach dem je- weils herrschenden Zeitgeist-Wind richten, sondern für unsere Überzeugungen auch gegenWiderstände eintreten sollten! Machen Sie sich auf die Suche nach unserem wunderschönen, goldenen Wetter- hahn! ■

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