Füssener Heimatzeitung Nr. 179

32 Füssener Heimatzeitung Nr. 179 vom September 2019 tun haben wollte. In der Kirche oder im Wirtshaus hatten sie ih- ren eigenen Platz, weit weg von allen anderen Menschen, ja es war sogar ein Tabu, einen Henker zu berühren. Trotz aller Schmä- hungen hatte der Beruf des Hen- kers auch einen Vorteil: Die Be- zahlung war sehr gut, sodass Henker oft wohlhabende Leute waren. Im Innern eines Henkers Was bringt einen Menschen dazu, solch einen Beruf auszuüben? Wer nimmt die übelsten Schmä- hungen und die fast totale Iso- liertheit für ein gutes Gehalt in Kauf? Wenn man so einen Beruf ausübt, darf man sich wahr- scheinlich von Natur aus nichts aus der Gesellschaft anderer Men- schen machen und ihr die Ein- samkeit vorziehen. Trotzdem, dass man als Henkerssohn kaum die Möglichkeit hatte, einen an- deren Beruf zu lernen, ist es doch sehr interessant, dass in Füssen gleich sieben Generationen von Bairs diesen Beruf ausüben konn- ten. Nie war ein Junge dabei, der sich weigerte, diesen Beruf aus- zuüben, weil seine Seele das Tö- ten nicht übers Herz brachte. Es scheint, als könnte man Kindern das Töten und Foltern so nahe bringen, dass sie als Erwachsene kein Problemmehr damit haben. Unverständliche Ablehnung Auch kann man sich fragen, wo- rauf die strikte Ablehnung der Henker unter der Bevölkerung zurückzuführen war, taten sie  Eine Einritzung in der Gefängniszelle im 4. Obergeschoss des Uhrturms des Hohen Schlosses. Die Einritzung zeigt einen Galgen. Vom Uhrturm aus hat man einen guten Blick auf den Galgenbichl. Man vermutet, dass ein Verurteilter den Galgen beobachtete und ihn in die Wand in der Zelle ritzte. Damit wäre dieses Bild die einzige Darstellung des Füssener Galgens. Bild: Füssener Heimatzeitung Fortsetzung von Seite 30

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