Füssener Heimatzeitung Nr. 179

29 Füssener Heimatzeitung Nr. 179 vom September 2019 Kaltherzige Mörder und meisterhafte Heiler So oder ähnlich könnte eine Si- tuation zu der Zeit ausgesehen haben, in der Füssen noch einen eigenen Scharfrichter besoldete. Die Henker mussten sich nicht nur gut aufs Töten verstehen, sie mussten auch die Heilkunst aus- gezeichnet beherrschen. Oft kam es nämlich darauf an, die Opfer bei der Folter möglichst lange am Leben zu erhalten. Dafür musste man wissen, wie man sie gesund pflegte, damit sie den nächsten Tag der Folter wieder überlebten. Dazu ist bekannt, dass Henker im Mittelalter zu den Einzigen zählten, die es wag- ten, Leichen aufzuschneiden und zu sezieren. Normalen Menschen war das durch die Kirche streng verboten, nur die außerhalb des Gesetzes stehenden Scharfrichter konnten sich so etwas erlauben. Durch ihre Einblicke in den Körper des Menschen sollen sie auch Meister im Richten von Knochen- brüchen gewesen sein. Geheime Wertschätzung So kam es dazu, dass sich die Bevölkerung bei Krankheiten des Öfteren an den Scharfrichter wandte. Dies geschah jedoch im Geheimen, da Scharfrichter auf- grund der Anrüchigkeit ihres Ge- werbes als „ehrlose Leute” gal- ten, zu denenman keinen Kontakt pflegte. Dazu waren sie keine Bürger der Stadt und mussten außerhalb der Stadtmauern woh- nen.  1784 ist das erste Mal urkundlich erwähnt, dass ein Mitglied der Familie Bair das Scharfrichter- Haus bewohnte. Bild: Füssener Heimatzeitung Fortsetzung auf Seite 30

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