Füssener Heimatzeitung Nr. 179

131 Füssener Heimatzeitung Nr. 179 vom September 2019 Namen. Nicht mehr Boiern oder Baiern. Bayern, mit y, so muss es ab jetzt geschrieben werden! Und in Hohenschwangau ließ König Max II. den Pindarplatz gestalten und benennen und las grie- chische Schriften des Dichters im Urtext. Die Muttersprache Europas Dr. Heigl schloss seinen Vortrag mit dem Fazit: „Europa ist ein interessanter, vielgestaltiger und vielsprachiger Kontinent. Die klassischen Sprachen sind ein einigendes Band. Griechisch und Latein sind die beiden Muttersprachen Europas.” Und zuletzt ging er noch einmal auf seinen Eingangssatz zurück und meinte: „Ich würde sagen, wir sind alle Römer – u n d Griechen.” Und nach der ein- drucksvollen „Reise durch die europäische Sprach- geschichte“ gab es niemanden im Gotischen Saal, der hier nicht zugestimmt hätte. So durchwebt der Geist der alten Griechen auch heute noch die eu- ropäischen Sprachen und veredelt sie mit einer Tiefe, die bis zu den Wurzeln der griechischen Kultur und Philosophie zurückreicht. Das Klingen und Schwingen dieser Worte berührt unsere Seelen und lässt sie höher schwingen. So zumindest haben es die Könige Ludwig I., Max II. und Ludwig II. deutlich erlebt. Eine Sprache, die nichts mit den Niederungen der Welt gemein hat und Größe und Weite in sich birgt. Die Stimmung der Sprache Für den Philosophen Martin Heidegger war das Griechische - neben dem Deutschen - die einzige Sprache, in der man wirklich philosophieren kann. Eine provokante Aussage! Deshalb war er um die Etymologie der griechischen Wörter bemüht. Er vermutete in der griechischen Sprache etwas Ur- sprünglicheres, das dem Normalsprachlichen ent- geht oder dort überdeckt wird. Heidegger war zur Sprache unterwegs wie zu einer letzten Quelle der Weisheit und Erkenntnis. Er bezeichnete sie als „das Haus des Seins”, was bedeuten soll, wie sich der Mensch in der Welt aufhält, in welcher Stimmung er lebt, denn Sprache ist zugleich und in ihrer Eigentlichkeit Stimmung. Für Heidegger war evident, im Sprechen der Sprache ersteht der Bau der Wirklichkeit. Klang und Sinn eines Wortes sind unmittelbar eins. Das Lauschen und tiefe, versunkene Horchen erfüllt einen mit der Stimmung der Wörter und der Sprache. Und somit stimmt es tatsächlich, sprechen wir griechischeWorte, erfüllen uns der Geist und die Stimmung der alten Griechen und sind wir Griechen, auch wenn uns das nicht bewusst ist. ■ 1 Bild: Heribert Pohl --- Thanks for half a million clicks! from Germering bei München, Bayern (https://commons.wikimedia.org/wiki/File :München,_Königs- platz,_Propyläen_(8740214467).jpg), „München, Königsplatz, Propyläen (8740214467)“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/legalcode Veranstalter : Historischer Verein Alt Füssen Referent : Sprachwissenschaftler Dr. Peter Heigl Ort : Gotischer Saal im Gesellenhaus Füssen Datum : Montag, 24. Juni 2019 Uhrzeit : 19:30 Uhr Eintritt : frei Info-Kasten

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