Füssener Heimatzeitung Nr. 176

30 Füssener Heimatzeitung Nr. 176 vom Juni 2019 / II Bei manchen Ereignissen werden die schicksalhaften Verwebungen überdeutlich. Jeder kann sie spüren. Für einen kurzen Moment treten sie hervor, wie ein Blitz, der den Nachthimmel zerteilt und das Dunkel für einen Augenblick in gleißendes Licht taucht. Es wird etwas sichtbar, was sonst verborgen ist. Und wie der Blitz rufen solche Ereignisse Erschrecken hervor ob der Unentrinnbarkeit desSchicksals, das ebenfalls für einen Augenblick die Wirklichkeit zerteilt. Hermann Loderer und seine schicksalhafte Verbundenheit zu Neuschwanstein Ein Bericht von Monika Philipp Sicherheitsfanatiker Eines der tragischsten Ereignisse im Leben der alten Schlossfüh- rer-Garde um Julius Desing betraf den Spengler Hermann Loderer, der 19 Jahre auf dem Dach des Schlosses gearbeitet hatte. Dann kam der 17. November 1987, sein letzter Arbeitstag in diesem Jahr auf dem Schlossdach. Er repa- rierte noch die Dachrinne. Am Tag zuvor hatte es geschneit und das Dach war vereist, weshalb er aus Sicherheitsgründen die Arbeiten auf den Dienstag ver- schoben hatte, an dem die Sonne alles wegschmelzen sollte. Für das Folgende gibt es mehrere Theorien. Als er schon fertig war, fiel ihm auf, dass er einWerkzeug auf dem Dach vergessen hatte. Also stieg er nochmals aus dem Fenster, diesmal allerdings nicht angeseilt, weil er ja nur ganz kurz hinaus wollte. Aus unerfindlichen Gründen rutschte er aus. Keiner  Xaver Loderer, Vater von Hermann Loderer, auf dem Dach des Palas von Schloss Neuschwanstein. Im Hintergrund sieht man auf dem Turm seine Frau und seine Schwiegertochter Christa Loderer. Bild: Privat Fortsetzung auf Seite 32 Serie: König Ludwig II. von Bayern

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