Füssener Heimatzeitung Nr. 176

109 Füssener Heimatzeitung Nr. 176 vom Juni 2019 / II er seiner Passion treu und hielt sich mehr in der Natur und um das Schloss herum auf, als in den prunkvollen Räumen. Er beaufsichtigte die Wald- arbeiten, kümmerte sich um den Wegebau und mied den Schreibtisch, wenn er nur konnte. Der „Verwaltungskram” war ein nötiges Übel, das er vor allem seiner Sekretärin überließ. Sie musste auch die lästigen Anfragen aus München abwim- meln, wenn er wieder im Freien unterwegs war oder sein Mittagsschläfchen hielt und nicht am Schreibtisch saß. Das größte Geschenk für ihn war, den durch den Krieg völlig verwahrlosten  Die Schrammen an der Seite sind noch von dem damaligen Unglück, als ein BaumstammWalter Wilsdorff auf der Schloss- straße das Leben nahm. Bild: Uwe Trebbin Schlossberg zu strukturieren, Wege anzulegen, wie den Pöllatweg oder den Weg vom Hotel Müller bis zur Jugend hinauf und weiter bis zur Bleckenau. In der Werkstatt seiner Arbeiter spielte auch sein Sohn Uwe gerne. Walter Wilsdorffs späterer Schwie- gervater Max Diermayer, unterrichtete ihn während des Studiums. Er war der letzte königlich bayerische Hofgarteningenieur, noch unter Ludwig III., nach dem Krieg wurde er dann zum Gartendirektor aller Gärten und Schlösser. Max Diermayer war eine In- stitution. Dazu kam, dass er eine schöne Tochter hatte mit dem wohlklingenden Namen Amanda. Und wenn es Tanzbälle der Studentenverbindung gab, bei denen übrigensWalter Wilsdorff als blonder Jüngling den Gott Apollon verkörperte, wurden na- türlich die Töchter der Dozenten und Lehrer auch eingeladen und so lernte er 1929 seine spätere Frau kennen. Sie war neunzehn und er war vier Jahre älter. Sie war eine Couleurdame, ein Mädchen, das betanzt werden durfte. Und es kam natürlich, wie es kommen musste, die beiden haben sich in- einander verliebt. Amanda wuchs praktisch im Englischen Garten in München auf, genauer im Rumfordschlössl beim chinesischen Turm. Ab 1918 lebte sie dann, bedingt durch den Beruf ihres Vaters, in Schloss Nymphenburg im Schmiedhof. In den ersten Jahren ihrer Ehe mit Walter wohnten sie direkt über dem Marstallmuseum, im „Glaser- gang”. Nach dem Tod von Walter Wilsdorff zog Amanda wieder zurück in den Schmiedhof in Schloss Nymphenburg, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahre 2007 wohnte. Da sie die älteste „Nymphen- burgerin” war, drehte man über sie sogar einen kleinen Film. Fortsetzung auf Seite 110

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