Füssener Heimatzeitung Nr. 175

19 Füssener Heimatzeitung Nr. 175 vom Juni 2019 der Katholischen Kirche (Kate- chismus = Handbuch der Katho- lischen Kirche, wie die Bibel aus- zulegen ist) aus dem Jahre 1992 gar nicht mehr erwähnt wird. Das Thema der ungetauften, verstor- benen Säuglinge wird nur mehr am Rande gestreift, nämlich wer- den sie der ewigen Gnade Gottes übergeben. Viel mehr könne man dazu nicht sagen, da dazu keine Offenbarung vorliegt. Es wird je- doch auf die spezielle Liebe von Jesus Christus zu den Kindern verwiesen, was diesem Abschnitt des Katechismus eine hoffnungs- volle Note verleiht. Eine Zäsur in der Kirche Erst im Jahr 2007 wurde unter dem bayerischen Papst Benedikt XVI. offiziell von der Kirche ver- kündet, dass ungetaufte Säug- linge und abgetriebene Kinder nach Auffassung der Kirche nun doch in den Himmel kommen. Das begründeten sie vor allem mit der besonderen Liebe von Jesus Christus zu den Kindern, mit der nicht vereinbar wäre, dass die Kinder nicht in den Himmel kommen. Papst Benedikt XVI. stand hinter dem Ergebnis, das die von ihm eingesetzte Unter- suchungskommission erarbeitete. Zeitlebens hielt er nicht viel vom Glauben an den Limbus und emp- fahl den Katholiken, es ihm gleichzutun und ebenfalls nicht daran zu glauben. Unermessliches Leid Unter den Katholiken sorgte diese Entscheidung seinerzeit für gro- ßes Aufsehen. Wurde sie auch von den meisten positiv gesehen, sahen sich plötzlich viele mit der Frage konfrontiert, ob nun das fürchterliche Seelenleid, das man unzähligen Müttern und Vätern von ungetauften Kindern angetan hatte, nie einen Sinn hatte. Vor allem imMittelalter war der Glau- be an den Limbus weit verbreitet und viele Gläubige mussten zu dieser Zeit mit der traurigen Ge- wissheit leben, dass ihre Kinder nie in den Himmel kommen könn- ten. Die Kirche muss büßen Der Erzbischof von München, Kar- dinal Marx, vertritt dazu einen klaren Standpunkt. Nach ihm hat die Kirche in der Vergangenheit mit der Lehre vom Tod oftmals Angst verbreitet und die Einstel- lung der Menschen zum Tod nur noch mehr verkrampft. Eigentlich liege es an der Kirche, den Men- schen ein hoffnungsvolles Bild vom Leben nach dem Tod zu ge- ben. Der Tod ist ein transforma- torischer Akt und es ist die Auf- gabe der Kirche, das den Men- schen nahezubringen und nicht die Angst vor dem kalten Nichts nach demTod nochmehr zu schü- ren. Für dieses Verhalten müsse die Kirche Buße tun. ■

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