Füssener Heimatzeitung Nr. 174

28 Füssener Heimatzeitung Nr. 174 vom Mai 2019 Eine Kapelle von Bürgern für Bürger – Die Kirche St. Sebastian Die Stadt Füssen wurde sehr lange Zeit vom mächtigen Benediktinerkloster St. Mang, welches bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts errichtet worden war, überragt. Es war kultureller und natürlich auch religiöser Mittelpunkt nicht nur für die Stadt, sondern auch für die weitere Umgebung. Die Gläubigen Füssens gingen zum Gottesdienst in die St.-Mang-Kirche. Obwohl die Kirche eine Abteikirche war, hatte die Pfarrgemeinde Füssen die Möglichkeit, diese Kirche sozusagen als Pfarrkirche von Füssen mitzunutzen. Der Pfarraltar der Pfarrgemeinde war der gleiche wie der Altar des Klosters St. Mang. Dies hatte sich über Jahrhunderte hinweg so entwickelt, nicht zuletzt deshalb, weil die Abtei St. Mang gegenüber der Pfarrgemeinde der überlegene Partner war und daher bestimmte Rechte und Pflichten immer mehr auf das Kloster übergingen. Die Pfarrgemeinde Füssen war aber doch in der Ausübung ihrer Rechte in gewisser Weise eingeschränkt, weil sie nicht der Hausherr der Kirche von St. Mang war. Ein Bericht von Uta Creutznacher Fortsetzung auf Seite 30 Serie: Füssener Kirchen Eine Kapelle in den Krautstrangen So kam es, dass um 1500 herum eine Kapelle von der Stadt und der Bürgerschaft in den soge- nannten „Krautstrangen“ außer- halb der damaligen Stadtmauer erbaut wurde. Der damalige Abt von St. Mang, Benedikt Furten- bach (1480 – 1524), habe „um das Jahr 1500 den ersten Stein“ gelegt, heißt es in einer Kapel- lenordnung aus dem 17. Jahrhun- dert. Seit Füssen im Jahr 1358 das Stadtrecht erhalten hatte, hatte es auch ein Recht auf eine Stadtmauer. Diese Stadtmauer ging von der Lechhalde über das Kloster St. Mang zum Hohen Schloss und zur Hinteren Gasse. Sie querte die Reiche Gasse (Rei- chenstraße), machte einen Bogen zur Drehergasse und dann ging sie innerhalb der Stadt an der Spitalgasse wieder zur Lechhalde. Die neue kleine Kapelle lag also außerhalb der Stadtmauern, was eher ungewöhnlich war. Pestkapelle Die Kapelle sollte den Heiligen Fabian, Sebastian, Rochus und Catharina geweiht werden. Das war nicht verwunderlich, denn in dieser Zeit forderten Seuchen, Epidemien und vor allem die Pest immer wieder ihre Opfer. Gerade St. Fabian, St. Sebastian und St. Rochus waren die zur damaligen Zeit am meisten verehrten Heili- gen gegen die Pest. Die Kapelle wurde in den ersten zwei Jahr- hunderten dementsprechend viel besucht und konnte durch die Opfergaben und Stiftungen die weitere Einrichtung und Ausge- staltung wie Deckenstuck, Altar und Gemälde gut finanzieren. Der heilige Rochus Der heilige Rochus von Montpel- lier (zwischen 1295 und 1379) fühlte sich auf einer Pilgerfahrt nach Rom von Gott berufen, sich

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