Füssener Heimatzeitung Nr. 173

54 Füssener Heimatzeitung Nr. 173 vom April 2019 Auf den Papst folgt der Kaiser – das zweite Bild des Füssener Totentanzes Wie bereits angekündigt, veröffentlicht die Füssener Heimatzeitung in den nächsten Ausgaben in der historisch richtigen Reihenfolge jeweils ein Bild des Füssener Totentanzes, einem Monumentalkunstwerk des Füssener Künstlers Jakob Hiebeler (*unbekannt, + zwischen 1618 und 1623), das im Jahr 1602 entstand und zu den bekanntesten Totentänzen zählt. Zu besichtigen ist der Füssener Totentanz in der St. Anna-Kapelle. Ein Bericht von Uta Creutznacher Serie: Der Füssener Totentanz  Rudolf II., gemalt von Joseph Heintz d. Älteren im Jahr 1594. Bild: Wikipedia, gemeinfrei Auf den Papst folgt der Kaiser Das zweite Bild imTotentanz zeigt den Kaiser (auf dem Bild Kayser geschrieben), der dem Tod folgen muss und in den Reigen mit hi- neinkommt. Der Tod hat eine Sen- se geschultert, fasst den Kaiser am Unterarm und führt ihn mit sich fort. Der Kaiser ist mit allen Insignien ausgestattet Der Kaiser steht in voller goldener Rüstung da. In der rechten Hand hält er den Reichsapfel, sein Herr- schaftszeichen in Form einer Welt- kugel mit aufgesetztem Kreuz, und in der linken Hand hält er gleichzeitig das Zepter als Zeichen seiner obersten Herrschaftswürde und auch das Schwert als Symbol der höchsten richterlichen Macht. All diese Utensilien können ihn vor dem Tod nicht schützen, trotz all seiner Macht muss der Kaiser dem Tod Folge leisten und ihn in den Totenreigen begleiten. Damaliger Kaiser Rudolf II. Das Schwert trägt der Kaiser si- cher auch, weil er gerade in Kampfhandlungen verwickelt war. Im Hintergrund sieht man auf dem zweiten Bild daher eine be- lagerte Stadt und davor ein in Stellung gegangenes angriffsbe- reites Heer. Auf dem Kopf trägt der Kaiser die Rudolfskrone. Es könnte sich hierbei um eine zeit- genössische Darstellung handeln. Der damalige Kaiser des Heiligen Römischen Reichs war Rudolf II. (*18. Juli 1552 in Wien, + 20. Ja- nuar 1612 in Prag). Er selbst hatte für sich privat die Rudolfskrone im Jahr 1602 anfertigen lassen. Das Bild zeigt tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Portrait Rudolf II. Sultan Mehmed III. hatte die Festung Erlau eingenommen Er war zwar ein bedeutender För- derer von Kunst und Wissen- schaft, in seine Regierungszeit fielen aber auch die langen Tür- kenkriege (1593 – 1606). Sultan Mehmed III., dem Widersacher von Rudolf II., war es im Jahr 1596 gelungen, die wichtige Fes- tung Erlau (heute Eger in Ungarn)

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