Füssener Heimatzeitung Nr. 172

165 Füssener Heimatzeitung Nr. 172 vom März 2019 / II Jägern ist das Jagen verboten Die Jäger um die Gegend von Schloss Linderhof hatten in Lud- wigs Regierungszeit die Anwei- sung, Wild nur zu schießen, wenn es absolut unumgänglich ist. Zu diesem Thema wurde eine kleine Geschichte erzählt, in der sich zwei bayerische Förster über den Wildbestand ihrer Wälder unter- hielten. 1872 schreibt der könig- liche Förster Benedikt Hölzel in einem Brief an einen Förster-Kol- legen über den Wildbestand in seinen Wäldern. Der Bestand war ausgezeichnet. Man könnte sogar sagen, dass es eher etwas zu viel Wild gab. In der Gegend von Eschenlohe hatte der Wildfrevel nämlich schon große Ausmaße angenommen. Dazu schreibt er jedoch nur: „... aber es ist nicht zu ändern.” Scheinbar sind Lud- wigs Anweisungen in dem Thema sehr deutlich gewesen. Gegensätzliche Herrscher Nach Ludwigs Tod jedoch, wurde die Gegend um Linderhof wieder zu einem viel genutzten Jagdre- vier. Prinzregent Luitpold veran- staltete leidenschaftlich gerne Jagden, an deren Ende er die An- wesenden gerne noch zu Freibier in seinem Schloss einlud. Luit- pold soll sein ganzes Leben lang ein leidenschaftlicher Jäger ge- wesen sein. Mit 17 Jahren nahm er an seiner ersten Jagd teil, mit 88 erlegte er seinen letzten Hirsch. Die Magie der Geschichten Geschichten zu hören, ist etwas so Wohliges, man kann es kaum beschreiben. Vor allem dann, wenn es in einem so schönen und passenden Gebäude ge- schieht. Wieder in kleine Kinder verwandelt, die mit großen Augen und offenen Ohren den Geschich- ten der Erzählerin lauschen, sa- ßen die Zuhörer im Maurischen Kiosk. Erfüllt und von einem war- men Gefühl, machten sich die Zuhörer nach den Erzählungen auf den Heimweg. ■ den um ein vielfaches, sogar den langen Herrn Oberförster, der bis dahin der größte Mensch war, den Ludwig Thoma kannte. Das reich gewellte Haar des Mannes und das Paar merkwürdig schöner Augen, blieben dem kleinen Bu- ben, den man zum andächtigen Gruß anhielt, sein ganzes Leben in Erinnerung. Der geheimnisvolle Mann war König Ludwig II. Er weil- te zu der Zeit sechs bis acht Wo- chen in der Vorderriß und suchte Stille und Abgeschiedenheit in der Natur. Zu dieser Zeit durfte in Hörweite kein Schuss fallen. Der König verabscheute die Jagd. Die Natur war für ihn etwas Heili- ges, aus der er Kraft zog. Einen Schuss abzugeben, der all die Heiligkeit und kraftspendende Ruhe der Natur zerstört, ist ein Frevel, den Ludwig in seiner Nähe nicht dulden wollte. Veranstaltung: Auf königlicher Pirsch, Geschichten und Erzäh- lungen zu den Jagdausflügen der Wittelsbacher Ort: Forsthaus Linderhof Datum: 25. August 2018 Uhrzeit: 21:15 - 23:30 Uhr Dauer: etwa 1/2 Stunde Info-Kasten Fortsetzung von Seite 162  Die Vorleserin schaffte eine Trance, in der jeder mit den Geschichten mitging. Bild: Füssener Heimatzeitung

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