Füssener Heimatzeitung Nr. 172

161 Füssener Heimatzeitung Nr. 172 vom März 2019 / II In Ludwigs Tradition Am 25. August 2018, dem 173. Geburtstag von König Ludwig II., wurde im schönen Ambiente des Maurischen Kiosks ein Abend veranstaltet, an welchem Ge- schichten über die Wittelsbacher und die Jagd erzählt wurden. Der Abend war ganz in der Tra- dition von Ludwig II., der es auch sehr liebte, Geschichten in einem besonderen Ambiente zu hören. So ließ er sich beispielsweise öfter Geschichten aus Tausend- undeine Nacht im Türkischen Saal des Schachenhauses vor- lesen. Dabei mussten die Vorle- ser im Stil der Figuren aus den Geschichten gekleidet sein. Ne- ben einigen Geschichten, die nicht direkt etwas mit den Wit- telsbachern zu tun hatten, wur- den auch sehr interessante Anek- doten direkt über die Wittelsba- cher erzählt. Jäger mit Leib ohne Seele König Maximilian II. schwärmte schon in jungen Jahren von der Natur. Er unternahm nicht nur zahlreiche Wanderungen durch die Wälder seines geliebten Bay- erns, auch auf der Jagd fühlte er sich wohl. Dabei soll es ihm je- doch mehr um das Aufhalten in der Natur, als umdas Jagen selber gegangen sein. Die Treibjagd zum Beispiel, bei der es darum geht, möglichst viele Tiere zu erschie- ßen, lehnte der König ab. So kennen Sie Max II. nicht Eine nette kleine Geschichte er- zählt von einer Begegnung zwi- schen König Max II. und einem Jungen, den er nach einer Jagd amWaldrand getroffen hatte. Der Junge saß auf einemBaumstamm und schälte sich gerade eine wei- ße Rübe (Rübensorte, welche frü- her mehr, heute jedoch kaum noch angebaut wird). Wie der Kö- nig das sah, bekam er auch Lust auf eine weiße Rübe und schickte den Jungen los, ihm auch eine Rübe zu holen. Der ehrfürchtige Junge sprang sofort auf und rann- te wie der Blitz zum Rübenfeld, um den Wunsch des Königs zu erfüllen. Die Zeit, in der der Junge weg war, nutzte der König, um sich einen kleinen Scherz zu er- lauben. Er nahm das Messer des Jungen an sich und ließ es kur- zerhand in seiner Tasche ver- schwinden. Als der kleine Junge, ganz außer Atem, zurückkam, war er wie vom Donner gerührt. Sein heißgeliebtes Schnitzmesser war einfach weg, obwohl er sich sicher war, dass er es kurz vorher auf den Baumstamm gelegt hatte. Mit nachdenklichem Blick streifte der König durch seinen Bart: „Am Ende hast du noch mich im Ver- dacht, sag es mir ganz unver- hohlen, denkst du, dass ich dein Messer gestohlen habe?“ Der Junge, selbst kein unbeschriebe- nes Blatt was Streiche spielen anging, antwortete: „Nein, so et- was würde ich Ihnen niemals zu- trauen, wenn es sie jedoch nicht waren, werde ich mein Messer nie mehr wieder bekommen.” Diese Antwort hatte der König nicht erwartet. Lachend holte er das Messer heraus und sagte: „Nimms wieder zurück. Und weil du mir so schön ohne Grobheit die Wahrheit sagen konntest, be- kommst du drei Dukaten und falls dir sonst noch was fehlen sollte, lasse es mich wissen.” Fortsetzung auf Seite 162  Die Dekoration untermalte die heimelige Stimmung. Bild: Füssener Heimatzeitung

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