Füssener Heimatzeitung Nr. 171

58 Füssener Heimatzeitung Nr. 171 vom März 2019 / I nach Amerika gekommen, des- halb oft auch der Name Appala- chian Dulcimer. Die wohl berühm- teste Dulcimer-Spielerin war Joni Mitchell. Das Scheitholz ist die älteste Vorform der Zither, noch mit wesentlich weniger Saiten. Eine wunderschöne, warmeMusik verzauberte die Zuhörer mit ihren Klängen aus alten Zeiten, denen man gerne noch länger gelauscht hätte. Eiskalte St. Mang-Kirche Magnus Peresson unterhielt seine Zuhörer in den Musikpausen mit kleinen Geschichten. Eine davon betraf seine eigene Kindheit. Nor- malerweise gehörte seine Familie zur Franziskanerkirche. Allerdings ging man an besonderen Feier- tagen auch in die St. Mang-Kirche. Es war üblich, dass die Frauen Kopftücher trugen und dieMänner barhäuptig waren. Den Hut muss- ten sie absetzen. ImWinter hatte die Kirche manchmal -10 bis -15 Grad und nach etwa einer Stunde waren alle so durchgefroren, dass Magnus Peresson meist mit einer triefenden Nase und einer safti- gen Erkältung nach Hause kam. Da erging es den Frauen mit ihren warmen Kopftüchern etwas bes- ser. Magnus Peresson nahm es mit Humor und meinte, am Ende des Gottesdienstes konnte man wirklich mit Inbrunst das Lied singen: „Tauet Himmel den Ge- rechten!” Der Christbaum-Klau Nun folgten zwei Geschichten zum Thema, wie man an Weih- nachten zu seinem Christbaum kam. In Rieden gab es den le- gendären Christbaum-Klau, der so aussah, dass man grundsätz- lich den Christbaum immer aus Nachbars Moosgrundstück he- rausschlug. Der eigene, viel zu schöne Baum, hätte einen nur gereut, also ging man zum Nach- barn und schlug dort den schöns- ten Baum heraus. Da das gleiche der Nachbar auch tat, fehlten am Schluss doch auf beiden Moos- grundstücken die schönsten Bäu- me. Das war ein altes Ritual, bei demman hinterher drüber lachen konnte. Eine andere Geschichte handelte vom Christbaumklauen auf dem Kalvarienberg mit Franz Sprenzel, dem Vater von Klara Sprenzel. Dort suchte man sich einen schönen Baum. Wenn er nicht schön genug war, wurden Löcher in den Stamm gebohrt, sodass man weitere Äste einset- zen konnte. Wenn er nun den Vorstellungen entsprach, schaffte man ihn hinunter zur Frau am Berg Kirche. Dort durfte man sich nicht erwischen lassen. Man musste schauen, dass niemand kam, und wenn die Straße frei war, ging es schnell hinüber. Auf der anderen Seite ließ man den Baumdann in dieMühlbachgasse in den Hanfwerken hinab. Unten waren zwei Leute, die ihn in Emp- fang nahmen. Das schwierigste Unterfangen war allerdings, den Baum über den Lech hinüberzu- schleifen, ohne erwischt zu wer- den. Weiter ging es dann den Lech entlang am Lechuferweg und bei der Franziskanerkirche hinauf, die Drehergasse hinter. Dort war man sich dann schon  Franz Sprenzel (Foto: Füssener Heimatzeitung) Fortsetzung von Seite 57 Fortsetzung auf Seite 60

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