Füssener Heimatzeitung Nr. 171

47 Füssener Heimatzeitung Nr. 171 vom März 2019 / I verstärken. Bei den Russinnen gab es eine Art Auferstehungszauber, der darin bestand, rote Ostereier auf die Gräber zu legen. Ostern war von jeher mit dem alten Mythos von Tod und Auferste- hung belegt. Den Tod überwinden Ein altes Osterlied: „Der Tod schwimmt imWasser, der Frühling kommt, uns zu besuchen, mit Eiern, die sind rot und Pfannekuchen. Wir haben den Tod aus dem Dorf getragen, wir tragen den Sommer hinein.“ Dabei wurde der Tod figürlich von den Dorfmädchen amOstermontag insWasser geworfen. Tod und Auferstehung in den alten Kulten Nicht nur durch die Christianisierung, sondern schon von Alters her wird dieses Fest vor allem mit dem Tod und der Auferstehung in Verbindung gebracht. Jesus wurde ans Kreuz geschlagen (Kar- freitag) und seine Auferstehung ist drei Tage später am Ostersonntag. Dieser Mythos von Tod und Auf- erstehung existiert in vielen sehr alten, religiösen Kulten. Zum Beispiel ist er bekannt aus dem Mi- thras-Kult. Mithras hatte das gleiche Schicksal wie Jesus. Auch er wurde als Gott verehrt, der starb und an Ostern in einer Felsenhöhle auferstand. Sogar eine Eucharistiefeier kannten die Mithräer, die Anhänger des Mithraskultes, der in ganz Europa, im römischen Reich und Kleinasien sehr verbreitet war. Da er eine sehr starke Konkurrenzreligion war, die schon sehr viel älter war als das aufkei- mende Christentum, war die Kirche gezwungen, ganz viel zu übernehmen, wie sie es eigentlich bei vielen Kulturen gemacht hat. Aber auch im Früh- christentumwurde noch lange über den Ostertermin gestritten, weil er laut Neuem Testament ursprüng- lich mit dem Passah-Fest verknüpft war. Gemäß des Glaubens der frühen Kirche soll es auch in einer Passah-Nacht sein, wenn Christus in Herr- lichkeit wiederkommen wird. Schließlich wurde der Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond als Ostersonntag festgelegt. Damit sollte das Oster- fest vom jüdischen Passah-Termin unterschieden werden, was die Kirche jedoch nicht daran gehindert hat, viele Symbole und Handlungen dieses Pas- sah-Festes zu übernehmen, vom Osterfeuer ange- fangen bis hin zur Osterkerze. ■ Fortsetzung von Seite 44

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