Füssener Heimatzeitung Nr. 171

eine Kinderklinik. Dies ist eine lange Zeit für ein Kind, weit weg von zu Hause, doch die anderen erkrankten Kinder traf es viel här- ter, denn sie waren zumTeil Jahre dort, und bei Hans verlief die Heilung mit nur drei Monaten sehr viel schneller als bei den anderen Kindern. Vielleicht war eine heilkundige Frau bei seiner Heilung ausschlaggebend, denn bei all den anderen Kindern wur- den große Schnitte am Hals ge- macht, um die Säfte ablaufen zu lassen, bei Hans jedoch nur ein sehr kleiner und sie machte bei ihmWickel aus Kräutern, die alle Krankheit herauszogen. Auch hier- von hat Hans keine Schäden zu- rückbehalten und wurde wieder vollkommen gesund. Vielleicht war die Erkrankung eine Art Flucht, ein Versuch, demSchmerz des Verlustes seines Vaters zu entkommen und ihn nicht ständig vermissen zu müssen, wenn er still zu Hause saß. Vielleicht brauchte Hans den „Tapeten- wechsel” der Kinderklinik, um aus diesem Schmerz auszubre- chen? Vielleicht war die gesam- melte Flüssigkeit, die ihm imHals steckte, all die ungeweinten Trä- nen und Gefühle, die kein Ventil gefunden hatten? Was erlebte Lazarus in den drei Tagen seines Todes? Hansi war ein sehr braves, inte- ressiertes und sensibles Kind. Er suchte regelmäßig die Nähe zur Fortsetzung von Seite 183  Anna Tenikl, geb. Lessmann in jungen Jahren, die Mutter von Hans. Ihre größte Angst war, dass sie irgendwann ihren Sohn verlieren könnte. Bildquelle: Hans Jürgen Tenikl

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