Füssener Heimatzeitung Nr. 170

71 Füssener Heimatzeitung Nr. 170 vom Februar 2019 / II nen auf unsere Lebensverhält- nisse aus. Auf körperlicher Ebene unterdrückt künstliches Licht die Produktion des Hormons Mela- tonin. Melatonin hilft sehr stark gegen Schlafstörungen, bezie- hungsweise tritt Schlafmangel oft bei einem Melatonin-Mangel auf. Außerdem verzögert es den Alterungsprozess und beugt vie- len schwerwiegenden Krankhei- ten vor wie z. B. Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Die andere Ebene ist die seelisch-psychische. Durch die kollektive Angst vor der Dun- kelheit, vor der Tiefe, die diese birgt, wird jeder Schatten mit LEDs vernichtet. Damit baut sich der Mensch ein Konstrukt auf: Licht = Sicherheit = Wohlbefin- den. Dabei wird mit dem dauer- haften Licht Lebensqualität ver- drängt und zerstört. Ein dunkler Wald hat eine ganz andere, ei- gene Ausstrahlung, als ein vom Tageslicht durchwobener. Er birgt eine einzigartige Qualität. Die Stimmung ist besonders, mys- tisch, abenteuerlich, leicht furcht- einflößend und doch wunder- schön und romantisch, wie kaum an einem anderen Ort. Dem We- sen des Menschen geht durch das Fehlen der Dunkelheit, durch das Fehlen der Nacht sehr viel an Schönheit und Wirklichkeit verloren. Wie schön kann ein See sein, in dem sich der Sternen- himmel der Nacht widerspiegelt, wie schön kann der Mond sein, als einzige silberne Lichtquelle der Nacht. Beleuchtete Seen kippen Auf die Umwelt hat das Licht ganz andere Auswirkungen. So ist es zum Beispiel bei Gewässern sehr gefährlich, diese nachts zu be- leuchten. Die Dunkelheit lässt Kleinstlebewesen, wie Flohkreb- se, vomGrund nach oben steigen. Diese ernähren sich von Algen und halten deren Wachstum ein wenig in Schach. Wird das Ge- wässer stark beleuchtet, kommen diese Flohkrebse nicht nach oben und die Algen können unkontrol- liert wachsen, das kann sogar so weit führen, dass ein See da- durch kippt. Folgen bei Pflanzen Durch die Veränderung der na- türlichen Tageslänge, bei dauer- hafter Beleuchtung, werden Le- bensprozesse in den Pflanzen gestört. Im Herbst werfen Bäume teilweise dadurch zu spät ihre Fortsetzung auf Seite 72  Mit der Erfindung der Glühbirne begann das Desaster. Bild: Pixabay

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