Füssener Heimatzeitung Nr. 169

79 Füssener Heimatzeitung Nr. 169 vom Februar 2019 / I Als während oder vielmehr nach den grausamen Kriegsjahren das tägliche Brot wieder einmal knapp zu werden drohte und der Hunger sich wie eine wütende Plage auf die Bevölkerung stürzte, blieb dem ein oder anderen Familienvater oft nichts anderes übrig, als sich unerlaubt in den Wald zu stehlen, um sich an dem verbotenen Wild der königlichen Wälder zu bedienen. War das, was die einen aus blanker Not in denWald trieb, für andere bloß ein abenteuerlicher Zeitvertreib, dem leidenschaftlich nachgegangen wurde, obgleich ihnen die hohe Strafe bewusst war, die nicht selten mit demStrick um den Hals endete? Schon auf den Verdacht derWilddieberei hinmussteman damit rechnen, ohneGerichtsverhandlung an Ort und Stelle aufgehängt zu werden. Auch in der Gemeinde Buching war die Wilderei weit verbreitet und mit ihr die schrecklichen Ereignisse zu jener Zeit.  In Zeiten der Hungersnot lief dem Jäger nicht nur Wild vor die Büchs'. Bild: Pixabay Im Schutze der Dunkelheit Besonders beliebt bei den All- gäuern und erst recht bei den Ti- roler Wildschützen war das Am- mergebirge, das sich von Hohen- schwangau aus weit bis nach Ettal hinein erstreckt. In diesen Wäldern sollte so manches Urteil über Leben und Tod zwischen Jä- ger und Wilderer gefällt werden. Die Gefahr, vom Jäger auf frischer Tat ertappt zu werden, war oft wegen der verräterischen Schüsse ausgesprochen hoch. Aus diesem Grunde versuchten dieWildschüt- zen ihr Glück sogar in der Nacht, wenn sie sich in die Dunkelheit verkriechen konnten, sobald das Wild erlegt war. Doch auch ein solch scheinbar sicheres Unter- nehmen im Schutze der Dunkel- heit forderte so manches Opfer. Mit dem Leben bezahlt So geschah es eines Nachts, dass sich ein Bursche aus der Gemein- de Buching aufmachte und einen Hirsch erlegte. Diesen versuchte er über einen schmalen Steg über die damals noch recht wilde Ach zu schleppen, verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte samt erlegter Beute in den eiskalten Fluss. Da sich der Bursche nicht anders zu helfen wusste, fing er aus Leibeskräften an zu schreien und flehte jämmerlich um sein Leben. Durch eine glückliche Fü- gung wurde er irgendwann tat- sächlich erhört und aus dem eis- kalten Wasser gefischt. Doch so leicht sollte er nicht ungestraft davonkommen und erkrankte nur wenig später an einer schweren Lungenentzündung, an der er letztendlich verstorben ist. Zum Wildern gezwungen Auch wenn das Ammergebirge ein sehr beliebtes Jagdgebiet war, hielt sich die Wilddieberei hier im Gegensatz zu anderen Gebieten noch einigermaßen in Grenzen. Erst durch die oft brutale Ausbeutung der militärischen Heerscharen, die das Land immer wieder durchquerten – und dabei machte es keinen Unterschied, ob der Feind oder die eigenen Truppen den Bauern alles weg- nahmen – waren die Bauern dazu gezwungen, ihr Überleben selbst in die Hand zu nehmen. Interes- sant sind in diesem Fall vorge- fundene Aufzeichnungen, die be- Fortsetzung auf Seite 81

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