Füssener Heimatzeitung Nr. 168

36 Füssener Heimatzeitung Nr. 168 vom Januar 2019 Zivilisierter Streit Zur Begrüßung dieses kurzen, je- doch sehr aufschlussreichen und fesselnden Abends, sprach Wirt- schaftskammer-Bezirksobmann Ing. Christian Strigl ein paar Worte und erteilte Dr. Marie-Luisa Frick, die eine assoziierte Professorin am Institut für Philosophie an der Universität Innsbruck ist, das Wort. Während des gesamten Abendsmoderierte Privatdozentin Dr. Sara Matt-Leubner. Wie in der Einleitung schon beschrieben, widmete sich dieser Vortrag Aus- einandersetzungen, speziell in der Politik, aber auch übertragbar auf die Gesellschaft. So war fol- gende Frage auch das Thema die- Wer anderen nichts zugesteht, hat keine Grundlage zum Regieren Wenn wir ein Gegenüber nicht respektieren, wie können wir dann Respekt von ihm verlangen? In der Politik wird viel, beziehungsweise meist diskutiert. Dis- kussionen, positiver Streit, bildet eine, wenn nicht gar die Grundlage der Politik. Doch heutzutage nehmen die meisten Parteien zum Großteil Ziele und Ansichten anderer gar nicht mehr ernst. Auf dieser Basis ist es schwierig, ein Volk zu regieren oder gar anzuführen. Nicht dass alle der gleichen Meinung sein sollten, je mehr unterschiedliche Ansichten, desto größer ist der facetten- reiche Diskurs in der Politik, sowie in allen anderen Lebensbereichen. Mei- nungsverschiedenheit ist notwendig für neue Erkenntnisse und eine geistige Weiterbildung. Doch sollte, wie bei jedem anderen Streit, sei es in der Ehe, unter Freunden oder in der Arbeit, stets die Offenheit und ein Interesse für eine andere Perspektive bestehen. Dieses bemerkenswerte Thema wurde am 6. Oktober 2018 in der Wirtschaftskammer Reutte behandelt. Ein Bericht von Jonathan Vorich ses Abends: „Zivilisierter Streit in Politik und Gesellschaft: Ein Ding der Unmöglichkeit?” Dynamischer Wandel Zuallererst muss man festhalten, dass die Demokratie, so wie wir sie kennen, eine der jüngsten Regierungsformen überhaupt ist und noch viel zu lernen hat. Die Demokratie steckt noch in ihren Anfängen und es gibt viele un- geklärte Fragen, viele offene Mög- lichkeiten und keine klare Rich- tung. Die Aufgabe der Politiker ist es, den Willen des Volkes zu kennen, zu repräsentieren, zu vertreten und durchzusetzen. Doch das ist schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint. Die Meinungen sind generell unter- schiedlich. Jeder Mensch hat sei- ne eigenen Erfahrungen und Prä- gungen aus der Kindheit. Auf jede einzelne Stimme einzuge- hen, erweist sich als ein Ding der Unmöglichkeit. Noch dazu wechselt die Meinung des Indi- viduums ständig und ist nicht konstant oder linear. Wenn man dann noch bedenkt, dass jeden Tag, jede Sekunde Menschen sterben und neu geboren werden, so ist die Bevölkerung und das Volk selbst eines kleinen Landes nicht stetig, sondern in ständiger Veränderung. Morgen schon ist Serie: Politik Fortsetzung auf Seite 38

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