Füssener Heimatzeitung Nr. 168

113 Füssener Heimatzeitung Nr. 168 vom Januar 2019 ihn zum Abendessen. Welch ein Glück er doch gehabt hatte, dem Lehrer helfen zu dürfen. Gustl war glücklich und zufrieden. Das Einzige, was ihmSorgen machte, war, dass Weihnachten viel zu schnell näher rückte. Bis dahin würde er beim Lehrer helfen kön- nen – aber wer brauchte nach Weihnachten schon eine Krippe? Gustl schob den Gedanken bei- seite. Er wollte die Zeit lieber ge- nießen, als sie sich von traurigen Gedanken verderben zu lassen. Der schmerzhafte Abschied Als dann sein letzter Arbeitstag beim Lehrer kam, war er aber doch sehr traurig. Viel dunkler erschien ihm die Werkstatt und seine Schnitzereien wollten ihm auch nicht so recht gelingen. Ein Kloß bildete sich in seiner Brust und schmerzte bei jedem Gedan- ken an das nahende Ende. Der Lehrer merkte wohl, dass sein Schüler nicht mehr so fleißig bei der Sache war und sprach ihn darauf an. Da brach der Gustl in Tränen aus. Dass er doch gar nicht aufhören wolle, aber ja nach Weihnachten keiner mehr Krippen benötige. Wie kalt der Winter sein würde und er doch nur schnitzen wolle. Wie sehr er die Werkstatt schon jetzt vermisse und sein Bauch tue ihm auch noch weh. Das konnte der Lehrer natürlich verstehen und er trös- tete den Jungen. Er versprach, dass er in seiner Werkstatt immer willkommen sei. Auch wenn er keine Arbeit für ihn hätte, dürfe der Gustl mit seinem eigenen Holz schnitzen, was er wolle. Das erleichterte den Gustl sehr und der Kloß war schon viel kleiner. Als ihm dann der Lehrer zum Ab- schied die Marienfigur in die Hand drückte, mit Tränen in den Augen und selbst sehr gerührt, war es dem Jungen schon viel leichter ums Herz und auf dem Heimweg kam auch seine Zuver- sicht zurück und er träumte von den Schnitzereien, die er anfer- tigen würde. Fortsetzung folgt! ■  In der Werkstatt des Lehrers war es wohlig warm. Bild: Pixabay

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==