Füssener Heimatzeitung Nr. 165

84 Füssener Heimatzeitung Nr. 165 vom November 2018 Was ist passiert? Wir haben uns verändert - die Zwerge nicht. Grundsätzlich liegt das „nicht mehr sehen können“ am Bewusstsein der Menschen und nicht daran, dass es keine Zwerge mehr gäbe. Versetzen wir uns in das Leben unserer Vor- fahren hinein, so gibt es gravie- rende Unterschiede. Die Men- schen waren überwiegend Anal- phabeten. Es galt für sie das ge- sprocheneWort und sonst nichts. Das, was sie nicht in Erinnerung behielten, war für alle Zeit ver- gessen und verloren. Die Men- schen hatten deswegen eine gi- gantische Erinnerungsfähigkeit und Kommunikationsdichte, die für uns kaum noch vorstellbar ist. Überhaupt war die Aufmerk- samkeit auf die Überlieferung und das Geschehene gerichtet. Das Erlebte wurde wieder und immer wieder in immer neuen Variationen erzählt. Demgegen- über war die uns so wichtige Zu- kunft, das, was wir planen und erreichen wollen, eher unterge- ordnet. Ein Teil des Ganzen Die Menschen waren viel weniger ICH-betont, sondern erlebten sich als Teil der Gemeinschaft, als Teil der Natur. Sie waren nicht gehetzt von einer abstrakten Zeit, sondern lebten mit den Zyklen des Tages und des Jahres und den damit Warum wir keine Zwerge mehr sehen können Bis ins 19. Jahrhundert war es ganz selbstverständlich, dass Zwerge, Elfen, Geister und Hexen die gleiche Realität hatten, wie heute etwa das Radio oder das Telefon. Was ist in der Zwischenzeit passiert, dass wir keine Zwerge mehr sehen können? Ein Bericht von Elisabeth Wintergerst  Zwerge leben gern in der Natur, Gemälde: Clara Frehner-Steiner und Volker Loskill Serie: Mythen und Märchen

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