Füssener Heimatzeitung Nr. 165

142 Füssener Heimatzeitung Nr. 165 vom November 2018 Die schlimmste aller Seuchen Vom späten Mittelalter bis zur beginnenden Neuzeit brachen in ganz Europa, so auch in Füssen, immer wieder unterschiedliche Krankheiten und Seuchen aus. Es gab unter anderem die hitzige oder ungarische Krankheit, heute sagt man Typhus dazu, und na- türlich als schlimmste aller Seu- chen die Pest, hier vor allem die Lungenpest und die Beulenpest. Sie hatte viele Namen, denn sie war schrecklich und wütete furcht- bar unter den Menschen auch in Füssen. Der schwarze Tod, die Geißel Gottes, der Sterb, die Pes- tilenz, die böse Sucht, so wurde sie genannt. Das Land wird vom großen Sterb regiert Erstmals trat die Pest im Füssener Land entweder im Jahr 1347 oder im Jahr 1389 auf. Von da an gab es immer wieder Wellen von Pest- Die Pest hatte auch die Stadt Füssen lange Zeit im Griff Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, Hat Gewalt vom höchsten Gott, Heut wetzt er das Messer, Es schneidt schon viel besser Bald wird er drein schneiden, Wir müssens nur leiden. Hüte dich schöns Blümelein! (Strophe eines deutschen Volksliedes aus dem 17. Jahrhundert, das sicher mit dem Schnitter, dem Tod, Bezug auf die Pest nimmt) Ein Bericht von Uta Creutznacher Serie: Füssener Geschichte Fortsetzung auf Seite 144 erkrankungen und auch wieder Erholungen von der Pest. Immer wieder hieß es, dass das Land vom „großen Sterb“ regiert wurde. Oftmals kam es schon imVorfeld des Pestausbruchs durch Miss- ernten zur Verteuerung von Ge- treide, Vieh und anderen Nah- rungsmitteln, wodurch es zu Hun- gersnöten kam. Die ausgezehrten Menschen mit ihrem geschwäch- ten Immunsystem fielen der gras- sierenden Krankheit schnell zum Opfer; so war es zu Anfang des 15. Jahrhunderts. Füssen hatte einmal Glück gehabt Im 16. Jahrhundert, genauer ge- sagt im Jahr 1521, wütete die Pest wieder in der Diözese Augsburg und forderte 30.000 Todesopfer. In Füssen allerdings starben „aus besonderer Gnade Gottes nur zehn Menschen“, wie wir den Berichten des Füssener Priors Gallus Knöringer, der uns als Klosterchronist viele wertvolle Überlieferungen beschert hat, entnehmen können. Das war ein großes Glück für Füssen. In den später folgenden Seuchenjahren im Laufe des 16. Jahrhunderts allerdings fielen die Todesopfer wieder höher aus. Flucht in die Wälder Das schlimmste Jahrhundert in der Füssener Geschichte war das 17. Jahrhundert. Einmal aufgrund der Hungersnöte, der Pest und dann noch zusätzlich der Kriegs- handlungen im Dreißigjährigen Krieg, der ebenfalls in dieses Jahrhundert hineinfällt. Schon im Jahr 1611 lagen haufenweise Lei- chen in den Straßen Füssens, deren Todesursache nicht geklärt war. Daraufhin flohen zahlreiche Bewohner in die Wälder und Ber- ge, wo sie meinten, sich schützen

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