Füssener Heimatzeitung Nr. 164

42 Füssener Heimatzeitung Nr. 164 vom Oktober 2018 / II Ein Riese mit gewaltigen Kräften trägt die Sünden der Welt Die Menschen in der Inneren Lechvorstadt laufen ständig an ihm vorbei und doch wird er kaum beachtet. Mit dem Blickmeistens nach unten, auf die Straße gerichtet, sind sie vertieft in Gedanken, Gespräche oder sie haben es wieder einmal eilig, weil sie dringend wohin müssen. Wenige Blicke gehen nach oben, wo sie ihn erblicken würden. Viele können sich nicht einmal an ihn erinnern. Er ist zwar riesengroß und doch sehr unscheinbar. Läuft man die Lechhalde hinunter, läuft man direkt auf ihn zu, als würde man ihm entgegengehen. Der Anblick von ihm beeindruckt viele Besucher, die oft sogar ein Foto von ihm machen. Rechts von ihm erstreckt sich die Theresien-Brücke, die beide Lechseiten miteinander verbindet. Treu steht er immer an derselben Stelle, um uns an seine Legende zu erinnern und an ein Gefühl von Beschützt-Sein. Ein Bericht von Magdalena Kral Serie: Innere Lechvorstadt Beschützt die Menschen am Lech Hierbei geht es um den Heiligen Christophorus, der riesengroß auf der wunderschönen Fassade der Spitalkirche in Füssen gemalt ist. Schon viele Jahre, seit dem Jahr 1749, als ihn der Maler Anton JosephWalch mit bunten Fresken im Rokoko-Stil entworfen hatte, begleitet er die Menschen. Der Künstler bemalte damals die kom- plette Fassade. Auf der anderen Seite, links vom Heiligen Chris- tophorus, wurde der Heilige Flo- rian abgebildet, der Beschützer gegen Feuersbrunst, was man ja in der Altstadt bitter nötig hatte. Im oberen Teil ist die Dreifaltigkeit (Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist) zu sehen. Die Heilig-Geist- Spitalkirche war im gotischen Stil Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut worden. Ein Brand vernichtete das Gotteshaus im Jahre 1733. Erst 15 Jahre später, von 1748 bis 1749, baute Franz Karl Fischer die Kirche nach dem Vorbild der Klosterkirche der Franziskaner von Dillingen wieder auf. In dieser Zeit entstand das Bild vom Chris- tophorus auf der Außenfassade, der seitdem die Menschen am Lech beschützen sollte. Träger über den Fluss Christophorus gehört zu den 14 Nothelfern und er ist der Patron der Flößer (aller, die zu Wasser unterwegs waren), deswegen auch die Nähe zum Fluss, hier der Lech. ImMittelalter entstand die Erzählung, dass Christophorus auf der Suche nach dem mäch- tigsten König war, dem er dienen wollte. Dabei erlebte er viele Abenteuer und fand seine Auf- gabe und Bestimmung, Menschen anstelle des Fährmanns über den gefährlichen Fluss zu tragen. Er war ein Hüne von Gestalt, ein Riese groß und kräftig, der ei- gentlich Reporb hieß. Eines Nachts hörte Christophorus eine Kinderstimme rufen, konnte aber in der Dunkelheit nichts erblicken. Nach dem dritten Ruf nochmals hinausgehend, sah er ein Kind, das hinübergetragen werden woll- te. Reporb nahm seinen Stock in die Hand, hob das Kind auf seine Schulter und watete in den Fluss hinein. Mit jedem Schritt wurde Fortsetzung auf Seite 44

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