Füssener Heimatzeitung Nr. 164

36 Füssener Heimatzeitung Nr. 164 vom Oktober 2018 / II Eine Stadt knapp vor dem Krieg An dem bereits erwähnten Pul- verturm (der Turm in der Stadt- mauer an der Ecke Sebastian- straße/Stadtbleiche) fanden Er- eignisse statt, die man dort nie vermuten würde. Und wir wissen einiges nicht, das sich 219 Jahre vor unserer Zeit oder noch ferner hier in unserem Heimatort abge- spielt hat. Es herrschte Krieg. Ein Parvenü (Emporkömmling) unter Was und wo ist der Blutanger in Füssen? In der heutigen Zeit ist Füssen für die meisten Bürgerinnen und Bürger sowie Besucher hauptsächlich eine Touristen-Hochburg. Aus aller Welt strömen Men- schenmassen mit Fliegern, Bussen und Autos Richtung Füssen, um diese wun- derschöne kleine Altstadt und die Königsschlösser zu besichtigen. Durch all diese Hektik, die auch durch den Tourismus verbreitet wird, verliert man sogar manchmal als Füssener den Blick für das Dahinterliegende, das Zugrundeliegende und das Eigentliche. Füssen birgt so viel Interessantes, Wundervolles, Wertvolles. Doch kaum einer kann dieses Wissen sein Eigen nennen. Wenige sehen auf einen Turm der alten Stadtmauer und wissen, dass dieser Pulverturm heißt. Allein dieses Wissen bereichert sie schon, da es die eigene Seele glücklicher und erfüllter macht. Je mehr man erfährt, um so mehr tritt man in Beziehung zu den Dingen umeinen herum, beispielsweise historische Bauten und Geschehnisse, die einem hier in Füssen sozusagen täglich begegnen. Das Wissen und die Be- ziehung in seinem kleinen und gleichzeitig vielseitigen Heimatort wieder auf- zubauen, reichert die Seele Stück für Stück an. Nur noch eine kleine Gedenktafel erinnert an solch einen Ort, der eine große Geschichte in sich birgt. In diesem Artikel soll in Erinnerung gerufen werden, weshalb es einen „Blutanger“ in Füssen gibt und welchem Schicksal die Soldaten erlagen, die ihm diesen Namen gaben. Ein Bericht von Justina Hasel den europäischen Monarchen, Napoleon Bonaparte, erklärte be- reits vor Jahren auch den Krieg gegen Österreich. Zwar wurde Füssen erst im Jahre 1800 direkt angegriffen, doch hinterließ der Krieg zwischen Österreich und Frankreich bereits vorher seine Spuren hier bei uns. Ab Juni 1796 begann ein Strom von Truppen- durchzügen, der erst 19 Jahre später wieder nachlassen sollte. Füssen war ein Grenzposten und wurde daher viel für militärische Zwecke genutzt. 15 .000 Soldaten verköstigten und brachten die Füssener alleine in dem Jahr 1796–1797 bei sich unter, haupt- sächlich österreichische. Im da- rauffolgenden Jahr waren es so- gar 20.000. Das war für die Stadt nicht leicht zu tragen. Da die ei- genen Ernten beispielsweise so Fortsetzung auf Seite 38 Serie: Füssener Geschichte

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