Füssener Heimatzeitung Nr. 163

86 Füssener Heimatzeitung Nr. 163 vom Oktober 2018 / I Breze und Semmeln Wenn man die Straße in der Füssener Altstadt entlangschlendert, in der sich unser heutiges Rätselobjekt befindet, so muss man schon etwas genauer hinsehen, um es nicht zu übersehen. Aus grauem Sandstein gemeißelt, hebt es sich kaum von der Hausfassade ab. In der Mitte eine Breze, an den Seiten weitere Teile, die wohl Semmeln und Brotlaibe darstellen. Offensichtlich scheint es sich um das Ladenschild eines Bäckers zu handeln, der hier vor langer Zeit seine Bäckerei betrieben hat. Die Inschrift „Mang Kolb 1752“ kündet heute noch von seinem Handwerk, obwohl sich keine Bäckerei mehr im Gebäude befindet. Stolzes Zeugnis eines ehrbaren Handwerks In loser Folge will die Heimatzeitung versteckte und vielleicht auf den ersten Blick unscheinbare Kleinode, vor allem aus der Füssener Altstadt, vorstellen. Oftmals geht man seit Jahren oder sogar Jahrzehnten an solchen Schätzen vorbei, ohne dass man sie bewusst wahrnimmt. Begeben Sie sich mit der Hei- matzeitung auf eine Schatzsuche in verborgene Winkel unserer schönen Stadt und entdecken Sie kleine und große, versteckte und rätselhafte, in jedem Fall aber lohnende Schätze mit einer spannenden Geschichte, ... Ein Bericht von Magdalena Kienzle Serie: Heimaträtsel - Versteckte Füssener Kleinode  Mehr als 250 Jahre ist diese Breze schon alt! Bild: Füssener Heimatzeitung Gemeißelt für die Ewigkeit Würde sich heute ein Handwerker auch noch die Insignien seiner Zunft in die Fassade seines Hau- ses meißeln lassen? Wohl kaum, heutzutage genügt ein einfaches Schild, vielleicht noch eine auf- gemalte Schrift, die dann bei Be- darf schnell wieder übermalt wer- den kann. Kaum jemand geht ja noch davon aus, dass sein Ge- werbe für Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte betrieben wird. Meistens sind es gewerbliche Mieter, die dem einen oder an- deren geschäftlichen Trend folgen und schon nach kurzer Zeit ein Geschäft wieder aufgeben, wenn es nicht die erhoffte Rendite bringt. Und die Zeiten, als es kei- ne Frage war, dass Söhne selbst- verständlich den Beruf des Vaters ergriffen und als Erbe dessen Handwerk oder Gewerbe fortführ- ten, sind auch längst vorbei. Für Mang Kolb scheint sich diese Fra- ge noch nicht gestellt zu haben, er hat noch stolz die ganze Stadt dauerhaft wissen lassen, was er in seinem Haus feilzubieten hat.

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