Füssener Heimatzeitung Nr. 162

87 Füssener Heimatzeitung Nr. 162 vom September 2018 Geheimes Waffenlager bei Georg Doser Regelmäßig fanden konspirative Treffen im Keller der Buchdruckerei Keller statt, bei denen auch Eduard Feigel zugegen war. Selbst eingefleischte Nationalsozialisten hatten innerlich die Seiten ge- wechselt, da sie ihren Glauben in Hitlers Kriegs- führung schon lange verloren hatten. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit legten die Wider- ständler im Anwesen von Georg Doser und anderen Plätzen geheime Waffenlager an, um gerüstet zu sein, wenn der richtige Zeitpunkt kommen sollte. Im April 1945 war es dann soweit, die Stunde der Widerstandsbewegung hatte geschlagen. Nur noch wenige Fanatiker glaubten die Stellung gegen die bereits herannahenden Amerikaner halten zu kön- nen, welche niemand mehr für ernst nahm. Die Si- tuation war bis aufs äußerste angespannt. Für die Sprengung der Lechbrücke waren Pioniere aus Mittenwald geordert worden, welche wiederum von den Widerständlern aus den Dachluken des Spitals mit Genehmigung der Oberin Agathonia beobachtet wurden. Der Plan, vom Spital aus die Pioniere durch Scharfschützen zu erschießen, um dadurch die Sprengung der Lechbrücke zu verhin- dern, wurde in letzter Minute verworfen, da man kein sinnloses Blutbad anrichten wollte. Es wimmelt von plündernden Menschen In der Bevölkerung herrschte Hunger und niemand war mehr bereit, weiteres Leid in Kauf zu nehmen oder gar anzurichten, da durch die vielen Kriegsopfer schon genug Schmerz und Trauer in den Herzen der Füssener herrschte. Alle sehnten sich nach Er- lösung und Frieden. Am 27. April 1945 war Füssen von den deutschen Truppen weitgehend geräumt. Nur noch wenige Fahrzeuge und Soldaten passierten Stadt und Lechbrücke. So konnten die Vorratslager Fortsetzung auf Seite 88 Aufgrund der Erfahrungen im Augsburger Katzenstadel wurde Eduard Feigel klar, dass offener Widerstand gegen das Nazi-Regime nicht zielführend sein kann. So hielten sich die Füssener Widerständler fortan zwar bedeckter, jedoch umso entschlossener. Bis in die Frühjahrsmonate von 1945 blieb die unerbittliche Strenge, mit der Regungen des Widerstandes oder Aufbegehrens verfolgt wurden. Die Gestapo hatte ihre Augen noch immer offen und in der Presse waren Sprüche wie „Schlagt die Schwätzer aufs Maul“ die angesagte Devise des Regimes gegen Mitbürger, die mit ihren Zweifeln an Hitler nicht mehr hinterm Berg hielten.

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