Füssener Heimatzeitung Nr. 162

85 Füssener Heimatzeitung Nr. 162 vom September 2018 monat”, der heilige Monat. Auch bei den Griechen war dieser Monat mit den Eleusinischen Feiern der wichtigste des ganzen Jahres und auch die wichtigste Feier der Antike überhaupt. Kaiser Karl der Große, der ja mit aller Macht gegen das Hei- dentum vorging, verlegte diesen heiligen Monat auf den Dezember, die Geburtsfeier Christi. Ein Beispiel dafür, wie vieles unserer alten heidnischen Kultur der Christianisierung zum Opfer fiel, einfach inkorporiert wurde und unter neuem Namen wei- terlief, dabei aber vielfach an Tiefe und Inhalt verlor. Danach war das Sonnenjahr so geordnet, dass zur Zeit der Herbst-Tagundnachtgleiche um den 21. - 24. September die Verkündigung und Empfängnis Johannes des Täufers, zur Sommer- sonnenwende um den 21. - 24. Juni dessen Geburt, zur Frühlings-Tagundnachtgleiche um den 21. März die Empfängnis Jesu und zur Wintersonnenwende am 21. Dezember seine Geburt stattfanden. Erntedank heute Früher war das Bauerntum der Mittelpunkt des Lebens und damit das Ernten noch tief verankert. Heute, wo es im Vergleich zu früher kaum noch Bauern gibt, ist das althergebrachte Erntedankfest fast abstrakt. Und doch gibt es genug Dinge im Leben, die wir sozusagen als Früchte unserer Arbeit ernten. Auch dafür kann man danken. Danken ist ein heilsamer Vorgang, den wir oft unterschätzen. Danken bedeutet in Beziehung treten, ist ein Lie- besakt und eine Wertschätzung sowohl dem ge- genüber, bei dem man sich bedankt, als auch eine Liebe und Wertschätzung den Dingen gegen- über, für die man sich bedankt. Die Herbst-Tag- undnachtgleiche ist ein durch und durch transfor- matorisches Fest. Der Sommer geht zu Ende und stirbt. Und die dunkle Jahreszeit steigt aus den Tiefen der Erde empor. Ein Geschmack von blutro- tem, schwerem Wein. Gleichheit von Tag und Nacht Licht und Dunkelheit in gleicher Macht Zwischen Jahreszeit und Jahreszeit Ein Augenblick der Festlichkeit (ein alter Kanon) ■  Erzengel Michael

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