Füssener Heimatzeitung Nr. 162

45 Füssener Heimatzeitung Nr. 162 vom September 2018 Fortsetzung auf Seite 46  Alte Landkarte von 1559 mit der Einzeichnung von Kratzer und Stückwirt Bildrechte: Tiroler Landesarchiv  Bremsschuh für die Fuhrwerke, die über den steilen Kratzer ins Weißhaustal hinunterfuhren und über den Felsen kratzten, Bild ist gemeinfrei/Wikipedia alte Weiblein, die an diesem Ort wohnen und den Menschen zu bestimmten Zeiten erscheinen. Und meist sind sie wohlwollend bis hilfsbereit. Teil der Via Claudia Am letzten Montag im Mai war der Kratzer auch Thema des Hoa- garten vom Historischen Verein Alt Füssen, den diesmal Magnus Peresson gestaltet hat. Das Groß- thema war der Verlauf der Via Claudia über die altenWege. Und dabei war der Kratzer ein kleiner Ausschnitt seines Vortrags. Der „Kratzer“ selbst ist ein Teil der „Via Claudia”, die das Weißhaus- tal mit der Ortschaft Pinswang verbindet. Also eine sehr ge- schichtsträchtige Straße. Magnus Peresson berichtete: „Die Römer hatten ihre Straße auf dem kür- zesten und damit steilsten Weg über den Stiegel gezogen.” Der Stiegel ist das äußerste, westliche Ende des Schwarzenberges nach dem Kratzer. Wenn man von Pins- wang aus kam, traf man am süd- lichen Ende der Straße auf ein Gasthaus, das es heute leider nicht mehr gibt. Es war die älteste Wirtschaft in Pinswang und hatte den eigenartigen Namen „Stick” oder „Stich”, auch „Die Stücke”. Peresson erklärte es wie immer sehr einleuchtend: Stich oder Stick sind Namen, die den Berg- steigern noch geläufig sind. Sie bezeichnen einen ungewöhnlich steilen Anstieg. In seinen weiteren Ausführungen beschrieb er weiter, dass dieser Anstieg für Gespanne nur mit zusätzlichen Zugtieren möglich war, mit einem soge- nannten „Vorspann“. Und genau die waren in diesem Gasthaus zu finden, das seine Entstehung schon in römischer Zeit hatte. Im Mittelalter wurde daraus das Gast- haus „Stickhaus” oder „Stück- wirt”. Das mächtige Haus, von dessen Fenstern aus man bis

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