Füssener Heimatzeitung Nr. 162

41 Füssener Heimatzeitung Nr. 162 vom September 2018 auch Angst vor Einsamkeit und Tod. In unserer Sprache gibt es gar keine Wörter für ICH oder Einsamkeit. Wir grenzen uns nicht ab, weder von unserer Sippe, noch von der Natur. Mit jeder Pflanze im Frühling werden wir neu geboren, denn wir sind die Pflanzen und die Jahreszeiten. Im ewigen Kreislauf Wir feiern das Leben, anstatt ums Überleben zu kämpfen. Wir gren- zen uns auch nicht ab von unse- ren Vorfahren. Unsere Ahnen le- ben in uns und sie wirken in uns. Und so reicht unsere Erinnerung weit zurück. Wir können uns er- innern, wie es wärmer wurde und die Gletscher schmolzen. Nir- gendwo war Wald, dafür weites Grasland mit großen Tierherden. Pflanzen, die wir sammeln und essen, geben uns Kraft und wir verbinden uns mit ihnen, indem wir sie essen. Manchmal jagten wir mit anderen Clans zusammen und trieben die Tiere über das Steilufer des Lechs. Durch die freie Sicht erwies sich die Stein- schleuder als gut geeignet. Wir nahmen uns das, was wir brauch- ten und wussten, dass die Seelen der Tiere, die wir gejagt hatten, in einem ewigen Kreislauf zu- rückkehren würden. Jetzt sind durch das wärmere Klima viele Eschen, Weiden und Ulmen ge- wachsen. Da können wir besser mit Pfeil und Bogen jagen. Zusammen mit den Höhlenbären Wir können uns auch daran erin- nern, als noch Höhlenbären leb- Fortsetzung auf Seite 42 Wir fühlen nicht als Ich Wir haben einen guten Platz. Un- ter dem Felsüberhang ist es tro- cken und um Wasser zu holen, haben wir es nicht weit. Der Fels hat die Farben schwarz-weiß-rot. Es ist für uns ein besonders gutes Zeichen. Ihr wollt wissen, worin wir uns von Euch heutigen Men- schen unterscheiden? Das wich- tigste ist – wir fühlen nicht als ICH, sondern nur als WIR. Dieses abgegrenzte kleine ICH, es macht Euch krank und einsam. Weil Ihr nicht verbunden seid, habt Ihr  Schalenstein am Burgschrofen (Schloss Loch) in Pinswang

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