Füssener Heimatzeitung Nr. 162

192 Füssener Heimatzeitung Nr. 162 vom September 2018 Und wer war Ludwig Behr aus dem Rußländle? Trügerisch gaukelt uns der Geist der Zeit vor, wir würden in einem unglaublichen Reichtum von Vielfalt leben. In der gegenwärtigen Epoche der Globalisie- rung und Technisierung haben wir Zugriff auf jegliche Informationen, Dienstleistungen und Produkte aus aller Herren Länder. Wenige Klicks im Internet ge- nügen, und schon haben wir, was wir wollen. In diesen Vorgängen fühlen wir uns in der Erfüllung unserer meist übersteigerten Wünsche zutiefst be- friedigt und sind dem vermeintlichen Glauben ver- fallen, solche Vorgänge würden eine bewunderns- werte Errungenschaft unserer wirtschaftlichen und politischen Entwicklung darstellen. Dabei übersehen wir, dass sich in unserer Heimat, demwesentlichsten und bedeutsamsten Kern unseres Lebens, die ge- genteilige Entwicklung abzeichnet. Dort nämlich stellt sich zunehmend Armut ein. Es ist eine schlei- chende und subtile Armut, eine immaterielle und gewissermaßen unsichtbare Armut, die unser Leben von innen her auszuhöhlen droht. Sie schafft mehr Armut, als jedes materielle Ding es jemals auszu- gleichen vermag. Ein Bericht von Ulrike Driendl-Piepenburg Serie: Rußländle Bedauerliche Erscheinung Diese Armut kann nicht gemessen oder errechnet werden, es gilt sie in unseren Gefühlen und Wahrnehmungen zu erspüren und zu empfinden. Es ist die Ar- mut in den persönlichen nach- barschaftlichen Beziehungen. Es ist die Armut in den ethischen Werten. Es ist die Armut im Sich- gegenseitig-etwas-angehen. Es ist die Armut in der Ausübung althergebrachter Traditionen. Es ist die Armut in religiösen und spirituellen Verwurzelungen. Fast könnte man behaupten, dass es die Armut in nahezu allen ideellen und emotionalen Lebensberei- chen ist, die unser Leben ärmer und ärmer werden lässt. Die Auf-

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