Füssener Heimatzeitung Nr. 161

Professor Johann Halbig (1814- 1882). Halbig schuf zunächst ein Tonmodell der Kreuzigungsgrup- pe, welches Ludwig II. persönlich begutachtete und genehmigte. Als Material entschied man sich für Kelheimer Marmor, der als besonders schön und wetterfest galt. Nach vier Jahren hatte Halbig seine Arbeit fertiggestellt. Ludwig bestimmte anschließend den Standort desMonuments, es soll- te auf dem Osterbichl, einer An- höhe, stehen. Der Platz liegt über dem linken Ammerufer und ist vom Dorf aus gut einsehbar. Zur Zeit von Ludwig konnte man von diesem Punkt aus bis auf wenige Häuser das ganze Dorf überbli- cken. Das königliche Geschenk kostete 400.000 Gulden. Das seinerzeit größte Steindenkmal der Welt In der christlichen Kunst sind Kreuzigungsgruppen ein häufig verwendetes Motiv. Sie zeigen stets den gekreuzigten Christus und zu seinen Füßen seinen Lieb- lingsjünger Johannes und seine Mutter Maria. Dort sagt Jesus kurz vor seinem Tod zu Maria und Johannes, dass sie von nun an Mutter und Sohn sein sollen. Nach christlichem Verständnis symbolisiert Maria die „Mutter Kirche“ und Johannes steht für die Gemeinde der Gläubigen. Kreuzigungsgruppen erinnern da- ran, dass zwischen Kirche und Gläubigen eine untrennbare Be- ziehung bestehen soll. Ludwig II. 60 Füssener Heimatzeitung Nr. 161 vom August 2018 / II Fortsetzung auf Seite 63 König Ludwig II. war in einem solchen Maße von den Passionsspielen in Ober- ammergau ergriffen, dass er den Dorfbewohnern das zu jener Zeit größte Steindenkmal schenkte: die Kreuzigungsgruppe von Oberammergau. Der Transport von München nach Oberammergau forderte, neben den neuesten technischen Transportmitteln, bedauerlicherweise auch menschliche Opfer. 1871-1875: Von einem begeisterten Ludwig und einer sensationellen und tragischen Bergfahrt König Ludwig II. schenkte den Oberammergauern eine Kreuzigungsgruppe Ein Bericht von Otto-Attila Piepenburg Serie: König Ludwig II. von Bayern Von der Separatvorstellung derart ergriffen Ludwig II. besuchte am 25. Sep- tember 1871 die Oberammergauer Passionsspiele. Die Dorfbewoh- ner von Oberammergau spielten für ihren geliebten Ludwig und wenige weitere Zuschauer in einer Separatvorstellung die Passions- spiele. Ludwig war von der Dar- stellung so erschüttert, dass er sich entschied, den Oberammer- gauern das bedeutungsschwere Geschenk der Kreuzigungsgruppe zu machen. Ludwig II. begutachtete persönlich das Modell Der Auftrag der Kreuzigungsgrup- pe erging noch im Passionsjahr 1871 an den Münchner Bildhauer

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