Füssener Heimatzeitung Nr. 161

41 Füssener Heimatzeitung Nr. 161 vom August 2018 / II Mai 1884, schrieb Ludwig II. an Stallmeister Richard Hornig be- züglich des Baus einer Straße. Der Inhalt des Briefwechsels be- zieht sich darauf, auf welcher Seite des Berges diese Straße angelegt werden sollte. Ludwig schrieb, dass er die Straße unter keinen Umständen in Pfronten anlegen will, denn in dieser Ge- gend sind die „Ortschaften lästig” und auch „hält sich Prinz Ludwig (sein Cousin) wegen den Jagden öfter dort auf“. Der Bau muss aber durchgeführt werden und deswegen soll die Straße „durch das Vilserthal hinaufführen” und „keinesfalls auf der Seite des Weißensees”. Prinzregent Luitpold will die Zügel in der Hand halten Vils hat auch in der schwersten Krise von Ludwig II. eine Rolle gespielt. Es ist Donnerstag, der 10. Juni 1886. Auf Schloss Neu- schwanstein weilt Ludwig II., Kö- nig von Bayern, nicht ahnend, dass im benachbarten Schloss Hohenschwangau umMitternacht eine Staatskommission einge- troffen ist, die den König gefan- gen nehmen soll. Ludwig wird von einemKutscher gewarnt. Lud- wig reagiert sofort und fordert Gendarmen aus Füssen an. Ge- gen vier Uhr morgens begibt sich die Fangkommission nach Neu- schwanstein, bei sich führend einen Brief des Prinzen Luitpold, der Ludwig von der „höchst be- trübenden Tatsache“ unterrichten soll, dass er „durch übereinstim- mende Gutachten ... an der wei- teren Ausübung der Regierungs- rechte behindert“ sei. Er selbst habe „die schmerzliche Pflicht zu erfüllen, provisorisch die Zügel der Regierung“ ab sofort in der Hand zu halten. Zum Glück ver- weigert die angeforderte Wache der Fangkommission den Zutritt zum Schloss. Die erste Kommis- sion ist damit gescheitert. Ein lebenswichtiges Telegramm aus Vils Der Flügeladjutant von Ludwig, Graf Dürckheim, trifft nach der ersten gescheiterten Fangkom- mission in Neuschwanstein ein. Dürckheim, sowie der Wacht- meister Boppeler, raten Ludwig zur Flucht nach Tirol. In Schloss Neuschwanstein sammeln sich immer mehr Menschen, die Stim- mung ist angespannt. Auf die nachdrückliche Empfehlung von Dürckheim, nach Tirol zu fliehen, soll Ludwig geantwortet haben: „Ich bin müde. Ich kann jetzt nicht fahren. Was soll ich in Tirol machen? Vielleicht nimmt man mich in Österreich nicht auf. Und woher soll ich dort die Mittel zum Leben nehmen? Am Ende kommt es gar zum Blutvergie- ßen.” Ludwig will nicht fliehen und lässt diese Fluchtmöglich- keiten verstreichen. Dürckheim will Hilferufe per Telegramm sen- den und überredet Ludwig schließlich dies machen zu dür- fen. Da Dürckheim, sowie Ludwig, den Behörden in Bayern nicht mehr vertrauen, sendet Dürck- heim unter anderem in Vils eine Reihe von Telegrammen ab. Emp- fänger sind unter anderem der Reichskanzler Bismarck und die Kommandantur in Kempten. In dem Telegramm nach Kempten fordert Ludwig das dort statio- nierte Jägerbataillon zum Kom- men auf. Die Kommandantur in Kempten jedoch informierte sich in München, wie sie mit dem Be- fehl des Königs umzugehen habe. Der Kriegsminister in München antwortet unmittelbar und gibt strikte Anweisungen, dass es demKemptener Bataillon strengs- tens verboten sei, dem Befehl des Königs nachzukommen. Die Telegramme aus Vils in Tirol ha- ben ihre Empfänger sicher er- reicht, aber der bayerische Mi- nisterrat entschied sich für einen Staatsstreich und so war der Sturz von Ludwig II. unausweich- lich. ■ Möchten sie das Projekt „Wiederaufbau der Hammerschmiede“ unterstützen? Der Kulturverein VilsArt freut sich auf jede Unterstützung Wenden Sie sich bitte an : - Reinhold Schrettl - privat@r.schrettl.at - +43-(0) 5677-8290 - +43-(0) 664-4636137 Natürlich können Sie auch direkt spenden : Raiffeisenbank Vils IBAN: - AT23 3634 5000 0004 0121, - BIC: RZTIAT22345 Info-Kasten

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