Füssener Heimatzeitung Nr. 161

145 Füssener Heimatzeitung Nr. 161 vom August 2018 / II Frankreichs über, erzählte Nähe- res über die Flucht der Kaiserin Eugenie imSeptember 1870, die mit Hilfe eines (auch von K. Ludw. Consultierten) Zahnarztes Evans bewerkstelligt wurde, fragte mich nach meiner Familie, meinen El- tern und Geschwistern und kam dann auf die Leidensgeschichte seiner Zähne zu reden.“ Mir sind die Engländer zu kalt „Hierbei erwähnte er auch des Zahnarztes Dr. Veil (München) und sagte sarkastisch, derselbe sei zwar Christ geworden, sei aber „schlechtgetauft“. Er wünschte meine Ansicht über französische und englische Ver- hältnisse zu hören und als ich die Engländer als außerordentlich zuverlässig, gediegen und groß in der Denkart lobte, sagte er: „Mir sind die Engländer zu kalt. Dann sprachen wir über Dichter und Componisten, über das Thea- ter, meine ganze Familie usw., bis der König zumSchluß wieder auf seine Zähne zu reden kam und den Wunsch aussprach, ich möge das Binden der Zähne mit Saiten ganz besonders betreiben, um ihm ganz nach seinem Wunsch dienen zu können. Das sagte ich zu.“ Franz Carl Gerster • 25. August 1853 in Regensburg • † 1929 in Braunfels, Deutscher Mediziner. Ausbildung : Studium von 1871 bis 1876 an der polytechnischen Schule München Ingenieurwissenschaften 1872 wurde er dort Mitglied des Corps Franconia 1876 schloss er das Studium als Ingenieur für Eisenbahnbau ab 1876 bis 1880 Parallelstudium in München (Naturwissenschaften) 1878 wurde er zum Dr. phil. promoviert 1880 in München Studium der Medizin 1883 studierte er in Paris und London 1884 legte er in München das medizinische Staatsexamen ab und wurde zum Dr. med. promoviert 1890 wurde er Herausgeber der Monatsschrift Hygiea Ab 1893 war er als Besitzer und Leiter einer Kurpension Kurarzt und Fürstlich Solms'scher Leibarzt in Braunfels. Quelle : Der Tagebucheintrag von Dr. Fanz Carl Gerster erschien in dem Buch von Michael Fuchs: „Gersters Studie, der Charakter Ludwig’s II. von Bayern“. Zu erwerben bei Michael Fuchs, Postfach 84 04 11, 12534 Berlin, Telefon: 030/2919593, http://www.MichaelFuchs.de oder http://www.Ludwigiana.de Info-Kasten  Das Palais Du Luxembourg in Paris, in dem Dr. Gerster untergebracht war Große Platte mit süßem Gebäck und Orangen „Gegen 12 Uhr war die Audienz zu Ende und der König verab- schiedete sich von mir in liebens- würdigster Weise. Als ich ins Vor- zimmer zurückkehrte, begegnete mir ein Lakai mit einer großen Platte in der Hand, auf der Oran- gen und süßes Gebäck aufgehäuft lagen; auch Likörgläschen glaubte ich bemerkt zu haben. Drunten wartete der Wagen und in schärfs- temTrab brachtenmich die Pferde in mein Gasthaus zurück.“ ■

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