Füssener Heimatzeitung Nr. 161

106 Füssener Heimatzeitung Nr. 161 vom August 2018 / II An der Intensität und Leidenschaft, mit der König Ludwig II. auf Menschen rea- gierte, mit der er Beziehungen pflegte und seelische Berührungen ausdrückte, kann man erkennen, welch feiner und aristokratischer Mensch er in seinem Wesen war. Trotz der unglaublichen Fülle seiner Aufgaben und vielfältigen Beschäftigungen, hatte er in sich immer König Ludwig II. und die geheimnisvolle Liliendame Ein Bericht von Ulrike Driendl-Piepenburg Serie: König Ludwig II. von Bayern  König Ludwig II. in jungen Jahren Fortsetzung auf Seite 108 noch den Spielraum, auf kleinste Be- gegnungen und Aufmerksamkeiten in einer Intensität zu reagieren, die weit über das normale Maß hinausging. Auch wenn er das Königtum gerade in seinem Bewusstsein, in seinem Innen- leben, wie kaum ein anderer Monarch verinnerlicht hatte, bewahrte er in sich eine Lebendigkeit und seelische Er- reichbarkeit für alles, was sein Herz berührte. Dies konnten kleine Begeg- nungen mit einfachen Bauern aus der Hohenschwangauer Umgebung sein, die ihn in ihrer ganzen Unschuld duzten, was sich König Ludwig II. ansonsten strengstens verboten hätte, ihnen je- doch erlaubt war. Es konnten aber auch liebevolle Zuwendungen wie ein Blu- menstrauß sein, die ihm über Wochen hinweg starke Glücksgefühle bescher- ten. Entscheidend für den Umstand, ob man König Ludwig II. in seinemHer- zen erreichen konnte, war wohl immer das Gefühl, ob er in den Begegnungen seelische Reinheit erlebte. So ergab es sich, dass ihm eine Frau, die er nie persönlich kennenlernen durfte, zu größter Freude gereichte. Allein der zu- rückhaltende und schüchterne Ausdruck ihrer Verehrung und Liebe zu ihmdurch- strömte ihn mit Glückseligkeit.

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