Füssener Heimatzeitung Nr. 161

104 Füssener Heimatzeitung Nr. 161 vom August 2018 / II das Defizit ausgleichen würde. Wagner jedoch drohte dem König daraufhin, ins Ausland auswan- dern zu müssen, um vor seinen Gläubigern in Sicherheit zu sein. Doch auch damit ließ sich der König nicht erweichen und lehnte eine weitere Tilgung vonWagners Schulden ab. Letztendlich wandte sich Wagners Frau Cosima in ei- nem persönlichen und fast fle- henden Brief an Ludwig II. und bat ihn um das Geld. Dieser Brief erweichte das Herz Ludwigs und trotz eigener Projekte gewährte er das Darlehen und die Bayreu- ther Festspiele wurden gerettet. Parsifal bindet Ludwig II. und Wagner erneut Wagners letztes Bühnenstück Par- sifal zog die beiden Liebhaber dann wieder in seinen Bann. Wag- ner erwähnte daher einmal, dass er den Parsifal am liebsten nur für sich und den König aufführen lassen wollen würde, denn die Welt sei noch nicht bereit für die- ses heilige Werk. Wegen diesen Gedanken war Wagner auch schon kurz davor, den Parsifal nicht aufführen zu lassen. Wagner bot dem König mehrmals die Ex- klusivrechte an Parsifal an, doch dieser lehnte dankend ab. Ludwig II. selbst gab sogar seine Einwil- ligung, dass der Parsifal aus- schließlich im Bayreuther Fest- spielhaus aufgeführt werden darf. Wagner führt dort sein Bühnen- weihfestspiel auf, jedoch nicht im Beisein des geliebten Königs. Der von Ludwig II. prognostizierte Erfolg lässt anschließend nicht lange auf sich warten. Wagner kann nach diesen Festspielen ein Plus von 140.000 Gulden ver- zeichnen. DesWeiteren verkaufte er Rechte des Parsifal an den Schott-Verlag für - auf heutige Verhältnisse umgerechnet - 800.000 EUR. Der Anfang bestimmt auch das Ende Das letzte Aufeinandertreffen der Freunde, Ludwig II. und Wagner, war bezeichnenderweise bei einer Aufführung des Lohengrin. Genau die Oper, welche in jungen Jahren das Wagner-Feuer in Ludwig II. entfacht hatte, war auch die Oper, bei der sich die beiden das letzte Mal in die Augen blicken konnten. Das Bühnenweihfestspiel Parsifal erlebte der König leider erst nach dem Tod des Meisters, welcher in Venedig verstorben ist. Nach Wagners Tod erkannte Ludwig II. richtig: „Den Künstler, um wel- chen jetzt die ganze Welt trauert, habe ich zuerst erkannt und der Welt gerettet.“ Fortsetzung v0n Seite 103  Ludwig-Experte Rudi Kurz beantwortet die Fragen der Zuhörer

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