Füssener Heimatzeitung Nr. 160

51 Füssener Heimatzeitung Nr. 160 vom August 2018 / I Wegen des langsamen Wachs- tums ist das Holz der Eibe nämlich sehr biegsam und gleichzeitig zäh. Als in England die Eibenbö- gen durch Kanonen ersetzt wur- den, waren diese keinesfalls eine bessere Alternative. So wird bei- spielsweise von einem Eiben- Langbogen berichtet, dessen ab- gefeuerter Pfeil den Oberschenkel eines Mannes samt seiner Rüs- tung durchbohrte und außerdem so tief in das Pferd eindrang, dass auch dieses starb. Keine Kanone dieser Zeit hätte das zu- wege gebracht. Das konnte nur ein von einem Eibenbogen ab- geschossener Pfeil, der eine Ge- schwindigkeit von 160 km/h hat- te. Komplette Regenerierung Doch auch, dass die Eibe bei den Kelten für Tod und Wiedergeburt stand, kommt nicht von ungefähr. Welcher Baumwürde diesen Vor- gang mehr repräsentieren als ein solcher, der sich selber komplett verjüngen kann. Ohne das bota- Ein heiliger Baum Als die keltischen Druiden vor tausenden Jahren unter Eiben Rat hielten, waren sie sich be- stimmt der trancebildenden Stoffe bewusst, welche die Eibe bei Hit- ze abgibt. Die sogenannten Pseu- doalkaloide, stickstoffhaltige, or- ganische Verbindungen der Eibe, können beim Menschen zu rauschartig-euphorischen Zustän- den bis hin zur Trance führen. Die Eibe war ein ständiger Be- gleiter als Schutz vor Dämonen und Hexen und findet auch heute noch als solcher in einigen Krei- sen Anerkennung. Der erste nach- gewiesene Gebrauch der Eibe lässt sich bis in die Altsteinzeit zurückverfolgen, in der sie gerne als Speer verwendet wurde. Auch der Gletschermann „Ötzi“ wollte sie nicht missen und trug einen Speer aus Eibenholz sowie ein Kupferbeil, dessen Schaft aus Ei- benholz gefertigt war, bei sich. Die beliebte Verwendung der Eibe zieht sich weiter bis in die Antike, in der die Bögen hauptsächlich aus Eibenholz gefertigt wurden.  Druiden hielten unter Eiben Rat und atmeten ihre trance-fördernden Stoffe ein Fortsetzung auf Seite 52

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYxMw==