Füssener Heimatzeitung Nr. 160

37 Füssener Heimatzeitung Nr. 160 vom August 2018 / I dort habe ich Skifahren geübt. Das Schöne an der Hindenburg- Höhe war, dass sie klein und überschaubar war, und dass es noch keine Skifahr-Technologie gab. Zum Beispiel gab es keine Lifte, sondern man musste den Hügel, den man runter gefahren ist, immer wieder selber rauf stapfen. Dadurch hatte aber das Skifahren seinen ganz besonde- ren Wert und man erlebte es als etwas Wertvolles, da die wenigen Sekunden Skifahren, hart erar- beitet werden mußten, indem man angestrengt mit seinen Skiern den Berg hochstapfen mußte. Das hat Glücksmomente geschaffen, man war glücklich, wenn man oben war und das Hi- nunterfahren war viel wertvoller, als wenn das Hinaufkommen ohne Anstrengung passiert wäre, wie zum Beispiel mit einem Lift.“ Ein Stück Vergangenheit Rudolf: „Genutzt wurde die Hin- denburg-Höhe auch zum Schlit- tenfahren und es waren immer wieder zahlreiche Kinder da, teil- weise auch Jugendliche, und we- nige Erwachsene, die auf ihre Kinder aufpassten. Die Hinden- burg-Höhe war zu der Zeit ei- gentlich der einzige Ski-Fahr- Berg, der keinen Lift hatte. Man kam sich zeitlich um hundert Jah- re zurück versetzt vor, weil alles noch so einfach war. Man war noch so nah dran. Der Berg for- derte den eigenen Schweiß und die eigene Kraft, so wie es sich in der Beziehung zu einem Berg gehört. Mir hat das immer sehr gut gefallen.“ Die Mutigen zur Lände Zuletzt erzählt Rudolf: „Viele Kin- der und Jugendliche in den drei- ßiger und vierziger Jahren haben bevorzugt dort das Skifahren ge- lernt. Das waren vor allem Kinder, die in der Füssener Altstadt und Ziegelwies gewohnt haben. Wenn ihnen die Hindenburg-Höhe zu wenig herausfordernd war, sind viele Jugendliche dann gewech- selt über den Lech rüber zum Ländeweg, wo direkt etwa im Be- reich des Maxstegs oberhalb eine große Wiese war. Diese war grö- ßer und gefährlicher als die Hin- denburg-Höhe, und das Skifahren war mit mehr Herausforderung verbunden, vor allem weil die Gefahr bestand, dass man im Lech landete, wenn man nicht rechtzeitig gebremst hat.“ Die Hindenburg-Höhe heute Heute wissen nur noch alte Füs- sener, dass an diesem Ort früher begeistert Ski gefahren wurde. Mittlerweile ist die Hindenburg- Höhe als kleines Füssener Ski- gebiet ausgestorben. In einer frü- heren Zeit, in der die Menschen oft noch mit viel weniger zufrie- den gestellt waren, bescherte dieser kleine Hügel vielen Men- schen großes Glück. ■  Bank oberhalb der Hindenburg-Höhe