Füssener Heimatzeitung Nr. 160

23 Füssener Heimatzeitung Nr. 160 vom August 2018 / I schlug starkmit der Rückseite einer Axt auf den „Stand“. Sepp konnte schon das Tosen des fallenden Was- sers hören und bekam es mit der Angst zu tun. Die Floßer, die bei der Hirschauer Steilhalde noch so ruhig geblieben waren, waren angespannt – Sepp konnte es spüren und bekam es selbst mit der Angst zu tun. Er überprüfte den Knoten, mit dem er an seinen Vater und das Floß ge- bunden war und sah mit bangem Blick der sich rasch nähernden Öff- nung der Floßgasse entgegen. Lebensgefahr! Die Flößer bleiben bis zum letzten Augenblick an den Rudern und grei- fen erst dann nach dem sichernden Seil. Sepp sieht, wie tief und steil es hinunter geht und doch, bevor diese Erkenntnis sich zu Panik ent- wickeln kann, gibt es schon einen Ruck, das Floß schießt abwärts in die brausende Gischt und über dem Floß klatschen die wilden Wasser zusammen. Sepp kriegt keine Luft, schluckt Wasser und im nächsten Moment hebt das Floß sie wieder empor. Völlig durchnässt, mit dem Schock noch in den Gliedern, sieht Sepp sich um. Die Flößer sind wieder eifrig damit beschäftigt, das Fuhr- werk wieder ins richtige Wasser zu bringen. Nur ein Blick in ihre Ge- sichter zeigt, wie erleichtert sie sind, auch dieses Hindernis hinter sich gebracht zu haben. Diesmal steht Sepp nicht so schnell wieder auf, seine Knie sind weich und er beginnt zu schlottern. Nun endlich begreift Sepp die Angst seiner Mutter end- gültig und versteht, warum sein Vater ihn erst überhaupt nicht mit- nehmen wollte: Die Fahrt mit dem Floß ist lebensgefährlich – selbst mit erfahrenen Flößern bleiben sie der Laune des Lechs und des Schick- sals ausgeliefert. ■ Fortsetzung folgt! Fortsetzung von Seite 19

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