Füssener Heimatzeitung Nr. 160

19 Füssener Heimatzeitung Nr. 160 vom August 2018 / I Weinen oder „zwider“ sein? Sepp war heilfroh, dass sie die Stromschnellen hinter sich hat- ten. Er war sehr erleichtert, be- merkte aber auch, dass die Stim- mung der Flößer eine ganz andere war. Es wurde ja sonst auch wenig gesprochen, aber jetzt war das Schweigen von etwas Dunklem, Unheilvollem durchzogen. Die Mienen der Flößer waren verstei- nert. Kleine frustrierte Gesten, gemurmelte Flüche und der Aus- spruch des Vaters, dass nun der weite Weg nicht lohne, ließen Sepp sinnieren. Ihm war nicht klar gewesen, dass die Verant- wortung über die Handelswaren bei den Flößern lag und der wert- volle Kalkstein den Sold der Män- ner erheblich reduzieren würde. Sein Vater erklärte es ihm in einer ruhigen Minute der Fahrt. Auch wenn Sepp es noch nicht genau begriff, war er nun doch mit den anderen zusammen traurig und niedergeschlagen. Er fühlte einen Verlust, einen Schmerz in seiner Seele und fragte sich, ob die an- deren Flößer ebenso fühlten und ihre „zwideren“ Gesichter und Kommentare nur davon ablenken sollten, dass sie eigentlich wei- nen wollten. Das gefürchtete Schongauer Wehr Doch lange hatten die Flößer nicht Zeit, über ihren Verlust nachzudenken. Das Floß musste für die Passage des Fabrikwehrs in Schongau vorbereitet werden. Ein Baum musste in der Mitte des Floßes angebunden werden. Er hatte die Aufgabe, die Vorder- kante anzuheben und damit zu verhindern, dass sie beim steilen Wehr unten in den Sand sticht. An einer starken Biegung gab Sepps Vater das Zeichen für das Fabrikwehr von Schongau, er  Das Flößen erfordert viel Kraft Fortsetzung auf Seite 23

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