Füssener Heimatzeitung Nr. 160

16 Füssener Heimatzeitung Nr. 160 vom August 2018 / I Aufruf an die Stadträte?! Um es gleich vorwegzunehmen - nein, unser heu- tiges Rätsel, die Inschrift „Seid einig“, ist nicht als Appell an den derzeitigen Füssener Stadtrat gerichtet, denn dieser Ausruf kann einemangesichts der aktuellen Stadtpolitik eigentlich nicht in den Sinn kommen, ... Die Inschrift an der Fassade eines Bürgerhauses in zentraler Lage dürfte vielmehr aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts stammen, das ist für das heutige Stadtparlament eindeutig zu früh. Für diese Zeitdatierung sprechen zumindest die Ausgestaltung in Sütterlin-Schrift und die umgebenden Wandmalereien, die ehrbare Bürger und Handwerker darstellen. Einigkeit - was ist das überhaupt? Aber Spaß beiseite - kann der heutige Bürger mit dieser Aussage überhaupt noch etwas anfangen, oder wird sie nicht als hoffnungslos antiquiert belächelt und ist damit kaum noch eines Blickes, geschweige denn eines Innehaltens würdig? Ei- Serie: Heimaträtsel - Versteckte Füssener Kleinode In loser Folge will die Heimatzeitung versteckte und vielleicht auf den ersten Blick unscheinbare Kleinode, vor allem aus der Füssener Altstadt, vorstellen. Oftmals geht man seit Jahren oder sogar Jahrzehnten an solchen Schätzen vorbei, ohne dass man sie bewusst wahrnimmt. Begeben Sie sich mit der Hei- matzeitung auf eine Schatzsuche in verborgene Winkel unserer schönen Stadt und entdecken Sie kleine und große, versteckte und rätselhafte, in jedem Fall aber lohnende Schätze mit einer spannenden Geschichte … Seid einig! Ein Bericht von Magdalena Kienzle  Wer hat diese Worte geschrieben und was wollte er damit sagen? nigkeit und Recht und Freiheit - diese Worte kennt man zwar aus der deutschen Nationalhymne, aber Hand aufs Herz: Haben Sie sich dazu schon einmal Gedanken gemacht? Einig sein - dieser Appell dürfte gerade in unserer Zeit, die man als Blütezeit eines nahezu grenzenlosen Individualismus be- zeichnen könnte, zumindest bei manchen Zeitge- nossen eher zwiespältige Gefühle hervorrufen. Wird da etwa verlangt, zu allem Ja und Amen zu sagen, immer einer Meinung mit der Mehrheit zu sein, kein eigenes Profil mehr entwickeln zu können? Dazu kann sich doch kein Mensch bekennen, ge- schweige denn seine Hausfassade damit verzie- ren! Einigkeit in Identität Nein, das dürfte auch dem unbekannten Künstler, der seine Wandmalereien mit dieser Inschrift ver- sehen hat, fern gelegen haben. Schrift undMalereien sind für mich vielmehr Ausdruck eines positiven Bürgerstolzes, der aus einer gelebten Identifikation

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